Buchbesprechung - Die Herren des Abgrunds
Wird die Architekten-Trilogie einen vierten Teil erhalten?
Im ersten Teil konnte man als Leser noch nicht ahnen, wohin das Ganze führen wird. Man hatte es mit einem klassischen "Weltraum-Western" zu tun. Der zweite Teil vollführte hinsichtlich Handlung und Spannungsbogen eher eine Seitswärtsbewegung. Ich musste mich durch einen sehr zähes und auch immer noch scheinbar zielloses "Cliff-Hanger-Universum" quälen. Ob ich den dritten Teil überhaupt noch lesen werde, hatte ich nach dem zweiten Teil sogar infrage gestellt.
Nun habe ich es getan und möchte mein bescheidenes und unqualifiziertes Urteil fällen. "Die Herren des Abgrunds" - engl. "The Lords of Uncreation" (wer erfindet eigentlich solche unzureichenden Übersetzungen? - also der dritte Teil beginnt wieder einmal mit einer Seitwärtsbewegung zu einem Nebenkriegsschauplatz. Die Bösen halten die Guten, und den Leser, davon ab, endlich auf den Punkt zu kommen. Also starten wir in ein Drama mit etlichen Krisen. In Anlehnung an den Stottersprung durch den Unraum könnte man von einem Stotter-Drama sprechen. Die Hauptprotagonisten überwinden diese Krisen meist durch eine schicksalhafte Wendung von außen. Sie haben mehr Glück als Verstand, oder Fähigkeiten. Die Folgen solcher Krisenüberwindung werden m.E. auch nicht klar genug herausgearbeitet. Da gibt es z.B. ein gespaltenes Parthenon, aber was bedeutet das jetzt für das Beziehungsgeflecht dieses multispeziären Universums, und für den Leser? Was können wir als Lehre daraus ziehen?
Am Ende wird alles gut. Am Ende wird alles gut und wir müssen nichts daraus lernen! Am Ende opfert sich der Antiheld und rettet die Menschheit. Was können wir als Lehre daraus ziehen? Während ein Dan Simmons in den "Hyperion-Gesängen" am Schluss die gesamte Ordnung des Universums aus den Fugen geraten lässt oder in "Endymion" schnell mal eine Weltreligion reformiert, möchte man an den Schluss von Tchaikovskys "Herren des Abgrunds" am liebesten ein '... und sie lebten glücklich und zufrieden ....' setzen. Eine Soldatin wird befördert, eine Krabbe bereichert sich und eine Menschenrechtsanwältin kann sich nicht einmal das Essen im einem Restaurant leisten. Was sollen wir daraus für eine Lehre ziehen? Die Welt ist ungerecht? Das Universum ist noch ungerechter?
Irgendwo heißt es in den "Herren des Abgrunds" einmal, dass (Zitat) 'wir nichts mehr fürchten müssen als die eigene Angst'. Ich denke es gibt etwas, das wir mehr fürchten müssen. Die Architekten-Trilogie lässte genügend Raum für Sequel-Romane und Auskopplungen.
Deshalb müssen wir nichts mehr fürchten als einen vierten Teil der Architekten-Trilogie! 3 von 5 Lesesternen, damit das nicht passiert!