Buchbesprechung - Die Scherben der Erde
Der Auftakt zur Architekten-Trilogie von Adrian Tchaikovsky
Die Erde ist zerstört und die Reste der Menschheit befinden sich zusammen mit anderen Außerirdischen in der galaktischen Diaspora, immer von der Angst getrieben, dass die einstigen Zerstörer der Erde - kurz die Architekten genannt - wieder zurückkehren. Einer der Helden der Geschichte ist Idris, dessen Gehirn so modifiziert wurde, dass er in der Lage ist mit den Architekten kommunizieren zu können, und der auf diese Weise bereits einen Krieg mit den Architekten beenden konnte. Idris ist heute Navigator auf einem Bergungsschiff. Eine ehemalige Weggefährtin von Idris, die dunkelhäutige Klonkriegerin Trost (Name!), gesellt sich dazu...
Spätestens an dieser Stelle musste ich nochmal auf den Einband schauen. Bin ich im richtigen Universum? Alter, weißer Antiheld mit dunkelhäutiger Freundin, das hätte auch aus James Coreys "The Expanse" stammen können. Oder, weiße Person taucht auf einem Raumschiff mit multispeziärer Besatzung unter. Das kennt man doch von Becky Chambers "Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten".
"Die Scherben der Erde" entpuppen schon zu Beginn sich als SciFi-Hausmannskost ohne Esprit oder neues Konzept. Es gibt Kampfszenen und bedrohliche Situationen. Aliens und Menschen sterben. Zum Schluss siegt, wie immer, mehr oder weniger das Gute.
Gibt es denn wenigstens eine wissenschaftliche Inspiration? Nein, ich denke nicht wirklich. Strahlenwaffen und Blaster jeglicher Art gibt es auch in anderen SciFi-Universen. Das Konzept des Unraums, der neben dem Raum exisitert und schnlles Reisen durch (Un)raum und Zeit möglich macht, ist den "gebohrten" Subraumtunneln des Wayfarer-Universums nicht unähnlich. Da lobe ich mir doch Asimovs guten, alten Atomaschenbecher...
Was ist die Botschaft? Nun, einige Rezensenten erkennen in "Die Scherben der Erde" die Geschichte von Menschen und Gesellschaften, die ihre Heimat verloren haben und nun ziellos auf der Suche nach neuem Glück und Wohlstand durch eine fremde Welt wandern. Das erscheint mir jedoch weit hergeholt. Dazu reichen die Beschreibungen von soziologischen und kulturellen Zusammenhängen im Architekten-Universum nicht vollends aus, um einem solch hohen Anspruch gerecht zu werden. Einzelne Akteure und Stereotype stehen dazu viel zu sehr im Vordergrund.
Wie hat es mir also gefallen? "Die Scherben der Erde" war ganz nette SciFi-Unterhaltung, aber nicht so herausragend wie die zuvor genannten "Kinder der Zeit" oder andere SciFi-Geschichten anderer Autoren. Manchmal ist mir die Lust aufs Weiterlesen abhanden gekommen. 2,5 von 5 Sternen.
Werde ich die Fortsetzung lesen? Ja, bestimmt, denn es kann ja nur besser werden und ich bin zu neugierig, ob A. Tchaikovsky nicht doch noch eine unerwartete erzählerische Wendung gelingt...