Mittelmäßige Mittelformatfotografie?

Nicht irgendein Bild, nur um fertig zu werden!

Noch liegen drei Kameras fertig auf dem Tisch. Noch sind drei Bilder erforderlich, um Projekt 12 vollständig abzuschließen. Heute greife ich nach der 'Dicken Bertha', die mit dem Telezoom bestückt ist. Zum Abschluss des Mittelformatteilprojektes schwebt mir noch eine ganz besomndere Bildidee vor Augen. Damals, während der Pandemie, war ich begeistert von den schnurgeraden Stromtrassen, die aus dem Tertiärhügelland nach München führen. Die Bilder damals waren vom Wunsch nach Schärfe und Detailreichtum geprägt. Heute wollte ich eher etwas Abstraktes ausprobieren. Das Bildergebnis sollte eher impressionistischer Malerei als Hochglanzfotografie entsprechen...

Kamera:

Objektiv(e):


Filmsimulation:

Film:


sonstige Ausrüstung:

FUJIFILM GFX50SII

FUJINON GF 100-200mm f/5,6


VINTERSKOG, PORTRA, ULTRAMAX

-/-


-/-

Freileitungsmasten (ugs. Strommasten)


Die richtige Stelle für das gewünschte Bild muss man erstmal erreichen. Sie liegt im welligen Gelände zwischen Bachern und Bergkirchen. Ohne Ablenkung würde das ca. eine Stunde in Anspruch nehmen. Nun, ich war abgelenkt, und zwar von den Freileitungsmasten, die später die schnurgerade Trasse nach München bilden.

Das Licht spielt leider nicht ganz mit. Der Morgen ist entgegen der Vorhersage zunächst trübe. Die Filmsimulationen mit Weißabgleich für Tageslicht tun sich schwer. Ich werde einiges nachbearbeiten müssen.

Eine JPEG-Rezept für graue Tage muss unbedingt her!

Die Welt unter den Freileitungen


Man kann von mehr als nur den Freileitungen abgelenkt werden. Die Welt darunter und abseits der Stromtrasse ist ebefalls sehr spannend. Deshalb gibt es heute nicht nur Bilder von Strommasten, sondern auch von Bäumen, Gebäuden und Landschaft.


Es sind ein paar nette Bilder dabei aber keines, das es unter die letzten 12 schaffen würde und auch nicht sollte. Projekt 12 hat ja zum Ziel bewusster und gezielter zu fotografieren. Da wäre die Aufnahme zufälligen Beifangs geradezu betrügerisch.

Die impressionistische Freileitung


Endlich bin ich an Ort und Stelle. Ich fotografiere sofort los. Nach wenigen Minuten setzt jedoch Regen ein. Ich sprinte zum Waldrand und finde Unterschlupf unter einer ausladenden Eiche. Wer sich bewegt, wird nass!

Der Regen lässt nach nächster Versuch. Gerade als ich loslege, fährt ein Auto durch die Szene. Als das Auto wieder verschwunden ist, kommt der Regen zurück, dieses Mal noch heftiger...


Ich mache mir schon gedanken darüber, wie ich die Daunenjacke trocken bekomme, nachdem ich durch den strömenden Regen 8 km nach Hause gedappt bin. Als ob immer das Gegenteil von dem Eintritt, das ich mir gerade vorstelle, endet der Regen abrupt. Der Himmel weist sogar gelbe und orangene Lücken auf!

Im zusätzlichen Zoom des EVF sehe ich dann endlich das Bild, das seit Tagen und Wochen mehr als nur eine wage Idee ist. Ich merke mir, dass ich später während der Nachbearbeitung einen 100% crop ausführen muss. Nur dann werden die Leitungen und Maste miteinander in der Ferne verschwimmen. Das grobe (simulierte) Korn der ULTRAMAX-Simulation tut sein übriges dazu.


Und so schließe ich überhaupt nicht mittelmäßig das Mittelformatteilprojekt ab. Nur noch zwei gute Fotos in den kommenden 12 Tagen!

Projekt 12 - Mittelformatfotografie

Zing • 18. November 2023