Ich glaub ich muss gleich Brechhorn
Eine späte Frühjahrsbergtour
Mit der Morgensonne im Genick wird mir schnell warm auf dem steilen Weg, der die weitläufigen Kehren des öden Fahrwegs geschickt durchschneidet. Jungbullen gallopieren fröhlich auf mich zu. Halten sie mich etwa für einen Artgenossen? Tja, das mit dem Elektrozaun hätte ich euch aber gleich sagen können...
Der Weg zieht sich, wie das halt so in den Kitzbühelern ist, man macht mehr Strecke als Höhenmeter. Ab dem Wirtsalm Hochleger wird's dann auch noch nass. Weiter oben schmilzt der zahlreich vorhandene Schnee und hier in der Mitte saugen sich die Sumpfdotterblumen den Magen voll... Alles, was man als Weg benennen oder auch erkennen könnte, ist nun ein kleiner Bachlauf. Die Impregnierung der Bergschuhe versagt erneut.
Weiter oben erreiche ich ein erstes Schneefeld. Das nasse Schuhobermaterial und die Socken werden zu einer tragfähigen "Kältebrücke". Ich bin erleichtert, als ich endlich auf den Ostgrat einbiegen kann und nach knapp zweieinhalb Stunden den Gipfel erreiche.
Die Aussicht könnte bestimmt schön sein, nur ist sie es heute leider nicht. Es ist dunstig und selbst der an sich nahe Rettenstein ist nurmehr schemenhaft zu erkennen. Die hohen Berge verstecken sich hinter dichten und hohen Quellwolken. Kein Hoher Kaiser und keine Wildentauern heute! Der mögliche, weitere Weg zum Floch liegt noch größtenteils unter Schnee. Ich bin zwar früh dran, aber große Lust auf eine schlabbrige Fortsetzung dieser Wanderung habe ich nicht. Nach Käsebrot und Wasser ohne Luft prüfe ich nochmals die Karte. Vielleicht ist ja ein andere Rundweg möglich. Aber leicht, schnell oder kurz ist da gar nichts. Also gehe ich auf dem Anstiegsweg zurück und lasse mich dann später auf die öde Almstraße ein, nur damit der GPS-Track auch das hinreichend dokumentiert.
Die Kitzbüheler sind eben doch im Herbst oder Winter am schönsten.