Bergwanderung - Schneidjoch

Einstieg in die Sommersaison

Verlängertes Wochende! Ich will endlich mal wieder in die Berge! Lange war ich mir nicht sicher, wohin es gehen sollte. Eine plötzliche Eingebung kam mir unter der Dusche: Schneidjoch!

Dort war ich schon vor einigen Jahren, damals auf Schneeschuhen nach einem letzten Wintersturm. Die Stimmung und die Einsamkeit haben mich damals tief beeindruckt.

Ob sich dieses Gefühl bei einer simplen Bergwanderung wieder einstellt?

geografische Einordnung:


erreichte Gipfel:

weitere Wegepunkte:

Talort(e):


Schwierigkeiten:

Höhendifferenz Aufstieg/Abstieg:

Distanz:


Zeitbedarf inkl. Pausen:

Bayerische Voralpen / Brandenberger Alpen


Schneidjoch 1.811m

Schneidalm, Schneidsattel, Ludernalm

Wanderparkplatz für 5,-€


Wandern: T2/3       Klettern UIAA: -/-        Klettersteig: -/-         Schneeschuhe: -/-

883m / 883m

17,5km


06h51m

Um halb fünf klingelt der Wecker. Der letzte Traum handelte von Polarlichtern. Die Augenlieder kleben noch zusammen. Puh, das ist jetzt anstrengend. Ich bin mal lieber leise, weil das Wir-Gefühl so früh noch schlafen will. Der erste Kaffee richtet mich auf.


Kurz vor sieben Uhr rolle ich auf den Wanderparkplatz. War irgendwie klar, dass es hier jetzt auch einen Parkscheinautomaten gibt. Mit Geldbörse und Münzensammlung tappe ich unwillig zu der silbrigen Säule. Oh, da könnte man sogar mit der Karte zahlen! Ich halte den 'flexibel friend' an das Lesegerät. Der Roboter quittiert mit: "Kartenlesegerät außer Betrieb."    ... scheiß verfickter Ösiraubritterparkscheinsklave ...


Auf den ersten Kilometern gewinnt man auf dieser Wanderung zunächst keine Höhe. Man folgt einer breiten Forststraße um die Westseite des Guffert herum. Erst nach einer dreiviertel Stunde geht es endlich nach oben. Die Pfadspur ist unscheinbar, die Wegmarkierungen sind jedoch frisch. Der Weg verläuft mitten durch einen wunderschönen Buchenwald. Hier sind die Blätter noch jung und giftig grün. Diese Phase ist im Flachland schon seit etwa einem Monat vorüber.


Kurz vor Erreichen der Schneidalm wird der Weg dann etwas ruppig. Man quert einen Felsabbruch. Es gibt sogar ein Seil. Ungeübte könnten hier schon einen kleinen Schrecken erfahren. Nach wenigen Metern befindet man sich jedoch wieder auf festem Boden und erreicht die Schneidalm. Die Tür des Plumsklos fehlt, und das, wo ich doch nicht kann, wenn andere zuschauen...

Man könnte jetzt einfach dem markierten Weg zum Gipfel folgen. Dieser Normalweg holt weit aus und führt über den Schneidsattel. Das ist mir zu profan. Ich folge lieber einem schwachen Pfad durch die Südwestflanke. Die Spur ist manchmal kaum erkennbar. Der Blick auf's Navi gibt Sicherheit. Dann muss man scharf rechts abbiegen und steil in loser Erde auf den Norwestgrat aufsteigen. Für Ungeübte nicht zu empfehlen.

Der Gipfel ist dann nur noch einen Katzensprung entfernt. Ich drücke mich um eine Felsmauer herum und ignoriere den nochmals ausholenden Pfad durch den Latschentunnel. Nach links über Schrofen erreicht man den Gipfel doch viel bequemer, finde ich.


Ich bin hier ganz allein. Fast eine Stunde verbringe ich auf diesem Traumgipfel ohne Kreuz, Stempel oder Gipfelbuch. Was für ein Glücksgefühl, und das ohne Schnee und abziehenden Wintersturm...


Beim weit ausholenden Abstieg treffe ich dann doch noch auf einige Schneefelder. Ich frage mich, ob man aus dem Talent das einzige Loch unter der geschlossenen Schneedecke zu finden, eine Profession machen könnte. Vielleicht als Einweggletscherspaltenfinder! Hmm, das wäre nicht nachhaltig...


Dieses Mal besuche ich auch die vorschristlichen Felsinschriften an der Quelle. Im Winter liegt das unter Schnee begraben, also in einem richtigen Winter, so wie früher...

Dem Hinweis, dass man hier vermutlich einer Quellgottheit gehuldigt hat, schenke ich keinen Glauben. "Das ist doch einfach nur die Wasserkostenabrechnung!"

Auf dem Weg über die Wiesen der Ludernalm bekomme ich endlich wieder etwas Sonne ab, wenn sich nicht gerade wieder große Quellungen vor den Stern schieben, gerade dann, wenn ich auf den Auslöser drücken will...


Nach der Ludernalm wird es unangenehm. Ein langer Forststraßenhatscher wartet auf mich. Das ist natürlich im Winter auf Schneeschuhen deutlich angenehmer. Ein geologischer Lehrpfad erleichtert jedoch die öden Meilen ganz erheblich. Darüber könnte ich jetzt sogar eine ganze Menge klugscheißen. Ich hebe mir das jedoch für einen weiteren, eigenständigen Bericht auf. Das ist es mir wert...


Zing • 12. Mai 2024