Wanderung durch die Erdzeitalter

...als wäre es gestern gewesen...

Der Abstieg vom Schneidjoch ist lang und ab der Ludernalm auch öde, eigentlich. Die lange Forststraße verläuft zunächst parallel zum Filzmoosbach und biegt dan später nach Süden ein, um dem Ampelsbach bis ins Tal zu folgen. Besonders fordernd ist das nicht und ich plane einen Eilmarsch, damit ich später nicht im Stau stehen muss...

Dann fallen mir die Schilder eines geologischen Lehrpfades auf und ich kann nicht einfach so weitergehen...

geografische Einordnung:


erreichte Gipfel:

weitere Wegepunkte:

Talort(e):


Schwierigkeiten:

Höhendifferenz Aufstieg/Abstieg:

Distanz:


Zeitbedarf inkl. Pausen:

Bayerische Voralpen / Brandenberger Alpen


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Ludernalm

Wanderparkplatz


Wandern: T2         Klettern UIAA: -/-        Klettersteig: -/-         Schneeschuhe: -/-

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Es fängt harmlos an. Ich treffe zunächst auf die Stationen 9 und 8 des geologischen Lehrpfades. Da gab es Felsstürze, als sich die eiszeitlichen Gletscher zurückgezogen haben. Das Geschiebe des ehem. "Schneidjochgletschers" ist gut unter der angebrochenen Graslinie auszumachen. Das ist einige Tausend Jahre her und mir kommt es vor, als sei es gestern gewesen.


Spannend wird es, als ich auf die scharfe Grenze zwischen Oberrätkalk und Liasbasiskalk treffe, die im führen Jura gebildet wurde. Oberrätkalk ist fest und sehr kompakt. Über den Zeitraum von mehreren Millionen Jahren wurde hier Ca2CO3 gleichmäßig und unter dem hohen Druck des Wassers abgelagert. Der rötliche Liasbasiskalk stammt hingegen aus einer Zeit, als nur wenige Sedimente abgelagter wurden. Die ca. 1,5m enstand über einen Zeitraum von immerhin 8 Mio. Jahren. Immer wieder fiel das Meer damals trocken. So entsteht eine schichtartig gegliederte Struktur.


Es folgt der Plattenkalk. Diese für die Nördl. Kalkalpen typische Schicht muss man kaum erklären. Als sich der Afrikanische Kontinent über die Europäische Platte schob, wurden die ursprünglich wagerechten Platten schräg aufgestellt. Sie stiegn dabei von Süden nach Norden an. Im Karwendel kann man das besonders eindrücklich beobachten. Die Südhänge werden meist von kompakten Kalkplatten beherrscht. Auf der Nordseite brechen die Plattenschichten hingegen meist ab und legen die Schichtstruktur so frei. Am Fuße der Nordhänge findet man dann oft große Blöcke, die aus dem Plattenkalk abgestürzt sind.


Im weiteren Verlauf des Geolehrpfades trifft man dann zunächst auf die Vermischung von Plattenkalk und Hauptdolomit. Zuletzt (eigentlich Station Nr. 1) trifft man auf den kompakten Hauptdolomit. Aber hier sind doch gar keine Dolomiten!? Der Hauptdolomit geht auf das Erdzeitalter des Trias vor ca. 230 Mio. Jahren zurück. Damals bestand die Landschaft aus einem Flachmeer mit zahlreichen Lagunen. Neben Calzium lagerte sich auch im Wasser gelöstes Magnesium am flachen Meeresboden ab. Calzium und Magnesium sind die beiden notwendigen Zutaten von Dolomit. Man muss sich nur einmal vorstellen, dass die Hauptdolomitschicht über eine durchschnittliche Dicke von 2.200m verfügt! Es steckt viel Arbeit darin, dass wir heute auf Berge steigen können...


Und weil ich Millionen Jahre in der Zeit zurückgereist bin, stehe ich heute doch noch im Stau nach München. Aber was ist schon eine Stunde im Vergleich zu den Abermillionen von Jahren, die notwendig waren, um die Alpen aufzutürmen?


Zing • 12. Mai 2024