Zurück zum Fraunhofer-Refraktor

Damals fanden wir das gut.

Nach der letzten visuellen Beobachtung vor sechs Tagen hatte ich mir selbst die Frage gestellt, ob Jupiters GRF auch in meinem alten vierzölligen Fraunhofer-Refraktor beobachtbar ist. Es ist Sonntag und der Himmel (relativ) klar. Der Maksutuv wird von der Montierung genommen und durch den 4"FH ersetzt.

Objektiv(e), Teleskop(e):

Okulare (Vergrößerung):

Montierung:


Zeit:


sky quality:

CELESTRON C4R 100mm/1000mm

TVs DeLite 18,2mm (55-fach), DeLite 9mm (111-fach)

Skywatcher EQM-35PRO


19.01.25, 17:50 - 18:45 MET


Bortle -/-                -/- vis. Grenzgröße                  3-4 seeing

Zunächst einmal ist da die Größe. Aufgrund seines Funktionsprinzips und der Brennweite ist der Tubus dieses Teleskops 1 Meter lang. Es wird eng auf der Balkonsternwarte und ich muss den Aufbau zwei Mal umstellen, um sowohl Jupiter als auch Mars halbwegs bequem anpeilen zu können. Beim ersten Scharfstellen am Zahnstangentrieb, wackelt das ganze Bild. Für ein Teleskop mit solch ungünstiger Massenverteilung ist die EQM-35 bereits etwas unterdimensioniert.

Jupiter - Den Planeten nehme ich zuerst ins Visier, weil der GRF schon bald am linken Rand verschwinden wird. Sofort fällt der hohe Kontrast des Refraktors auf. Im Vergleich zum obstruierten Maksutov zeigt der vierzöller die Wolkenstreifen deutlich besser und mit zahlreichen Strukturen.

Aber der Farbfehler! Ich habe schon lange nicht mehr durch einen FH-Refraktor geschaut und deshalb fast vergessen, wie sehr mich die blauen Farbsäume am Rand des Planeten stören. Bei stellaren Objekten ist der Farblängsfehler zu vernachlässigen, aber bei Mond oder den Planeten stört es doch sehr. Ich versuche dem mit Baaders Fringe-Killer entgegenzuwirken. Der Fringe-Killer tönt das Bild leicht gelblich. Dadurch geht wieder Kontrast verloren. Also raus aus dem Tubus mit dem Killer...

Das Verschwinden des Jupitermondes hinter dem linken Rand des Planeten lässt sich sehr gut verfolgen. Im entscheidenden Moment ist das Seeing jedoch so schlecht, dass die langsame Bedeckung des Mondscheibchens nicht mehr erkannt werden kann. Dann ist das Licht von Io zunächst aus!

Und der GRF? Nun, gut dass ich weiß, wo er zu sehen sein soll. Das Seeing ist weiterhin schlecht und so gibt es nur sehr wenige Momente, in denen ich innerhalb von Sekundenbruchteilen einen orangenen Punkt wahrnehmen kann. Im 5" MAK und erst recht im 8" SC ist das eine leichte Übung. Vielleicht sollte ich das noch einmal bei besserer Luft wiederholen...

Mars - Der rote Planet kommt an die Reihe. Das kleine Planetenscheibchen leidet sehr unter dem Farbfehler des Refraktors und der unruhigen Luft. Einzelheiten lassen sich heute nicht wahrnehmen.


Ein kleine Bilanz. Vor 20 Jahren war ich stolz auf meinen vierzölligen Fraunhofer. Er war zu dieser Zeit ein Teleskop für die ganze Nacht und für alle Fälle. Wenn man keinen Vergleich zu einem anderen Teleskop hat, dann ist man mit diesem Scope glücklich und zufrieden. Das Ding (OTA) hat damals nur 199,- € gekostet. Was will man mehr?

Man will noch einen Newton, einen Schmidt-Cassegrain und einen Maksutov-Cassegrain. Die alle sind nahezu Farbfehlerfrei. Man könnte beklagen, dass diese Teleskope sämtlich durch einen Fangspiegel obstruiert sind und somit eine geringere Kontrastleistung aufweisen. Aber die Abwesenheit von CA und natürlich die größeren Öffnungen sind durch nichts zu ersetzen.

Ich hatte meinen nostalgischen Moment mit dem FH-Refraktor. Die große Lust auf eine baldige Wiederholung ist dabei nicht entstanden.

Zing • 19. Januar 2025