Wanderung entlang der Mangfall
Top-Tour zwischen Kreuzstraße und Mitterdarching
Der Weg führt zunächst in den Teufelsgraben hinab. Angeblich floss hier einaml sehr viel früher die Mangfall durch, bevor sie sich entschied dem Inn zu zuströmen. Ich bin da schon entschlossener und strebe dem Aqueduct in der Nähe von Grub entgegen. Leider hat sich die schwere Kameraausrüstung dafür heute nicht gelohnt. Noch immer sind mehr als 70% des Bauwerkes von einem Baugerüst verdeckt. Die epische Aufnahme mit der 'Dicken Bertha' bleibt mir so verwehrt. Für einen Schnappschuss reicht es jedoch noch.
Schneller als gedacht erreiche ich bei der Grubmühle die Mangfall und überquere sie auch sogleich. Das Wasser schimmert heute in Südseefarben. Anschließend geht es sehr steil durch den Wald bergauf. Der Wald wird immer dunkler. An einer Kreuzung stellt sich heraus, dass viel Wege nach Rom führen, ich aber nicht weiß, wo es hier nach Kleinhöhenkirchen geht. Ein 10 Meter weiter Test verrät auf dem Navi, dass ich doch halblinks hätte abbiegen sollen. Korrektur!
Als ich den Wald endlich verlasse ist der Weg nach Kleinhöhenkirchen kein Rätsel mehr. Es liegt wie auf dem Präsentierteller vor mir. Das es noch heute ein Gewitter geben wird, verraten mir die emsigen Bauern, die in aller Eile und dennoch geordnet das Heu einholen.
Vorbei an ein paar wunderschönen Eichen steige ich wieder in das Tal der Mangfall ab. Ein Mann mit Hund und in Begleitung einer alten Frau kommt mir entgegen und fragt mich, ob der Weg auch für eine Vierundachtzigjährige geeignet sei. Sie schaut recht rüstig aus und ich schätze, dass mit Ruhe und Geduld Kleinhöhenkirchen locker noch vor ihrem fünfundachtzigsten Geburtstag zu erreichen sei ... oder meinte der den Hund?
Der Weg führt ab jetzt ziemlich genau immer am Ostufer der Mangfall entlang flussaufwärts. Die Luft ist noch herrlich kühl und das Plätschern des Flusses beruhigt mich. Fast hätte ich vergessen zu humpeln...
Über 120 Fotos werden heute entstehen. Für den Tourenbericht merke ich schon jetzt vor, mich wie gewohnt auf zwölf Exemplare zu beschränken und dieses Mal auch keine Ausnahmen geltend zu machen. Alle übrigen Bilder kann man ja einfach in dem parallel entstehenden Bericht über die zeitgleiche Fotoexkursion verwerten!
Ich erreiche die Brücke über die Mangfall bei Grabenstoffl. Warum mich die Leute immer für ortskundig halten werde ich wohl nie verstehen. Da fragen mich zwei Radfahrer doch tatsächlich, ob ich wüsste wo hier der Radweg entlang der Mangfall nach Tegernsee sei. Hmm, ich tippe mal auf einen breiten Weg oben am Westufer, der sie nach Maxlmühle führen müsste. Um ihnen nicht noch einmal zu begegnen wähle ich wieder den immer schmaler werdenden Pfad am Ostufer. Der Weg wird wirklich sehr ruppig. Einige Stellen sind exponiert und bieten hervorragende Möglichkeiten ungeschickt in den Fluss abzurutschen. Dann wären die Schuhe aber nass. Das werden sie auch so. Der schmale Pfad nimmt jede Schlammkuhle mit, die nicht bei drei ausgetrocknet ist. Umgestürzte Bäume zwingen entweder zum Wander-Limbo oder zum Hürdenlauf ohne Tartanbahn. Dann taucht plötzlich ein Zufluss der Mangfall wie aus dem Nichts auf. Der Bach ist durchaus tief. Nasse Schuhe möchte ich auf keinen Fall. Dreckig sind sie ja schon. Dort links ragt ein einzelner Stein aus der Flut empor. Genau an dieser Stelle lliegt auch ein umgestürzter Baum über dem Bach. Das könnte klappen. Natürlich wackelt der Stein, aber ich kann mich am Baumstamm festhalten und einen Fuss elegant auf die steile Uferböschung stellen. Auf dem Stamm stemme ich mich sodann seitwärts auf das andere Ufer hinauf. Das ging ja noch mal gut, aber eine Wiederholung brauche ich davon heute nicht mehr...
Nur noch 500 m bis Maxmühle. Auf halben Weg begegnet mir ein älteres Ehepaar und bemerkt nur, dass der Weg jetzt kriminell werden würde. Mir wird eine weitere, sehr schwierige Wasserüberquerung angedroht. Ich revanchiere mich mit meinem Bach und dem Baum-Trick. Nach weiteren hundert Metern taucht schon der vorgenannte, kriminelle Bach vor mir auf. Ich muss erstmal gähnen und werde heute Abend das Radio abhören, ob nicht irgendwelche alten Leutchen von Berg- und Wasserwacht zugleich aus einem ungestümen Zufluss der Mangfall gerettet werden mussten...
Ab Maxlmühle wird es es zäh. Die Straße ist asphaltiert. Autos, E-Bikes und Motorräder geben sich das Zündschloss den Zündschlüssel die Klinke in die Hand. Kurz vor der Autobahnbrücke zweige ich auf einen erdigen Weg ab, um etwas Ruhe zu haben. Dann steht plötzlich Niko vor mir. Ein sabbernder, ungezogener Vierbeiner, der mich laut anbellt und sich jeglichem Anleinversuch durch sein degeneriertes Frauchen behende entzieht. Ich habe Schrotflintenfantasien!
Unter der Autobahnbrücke hindurch und rechts den Hang hinauf. Haarsscharf vor der Bahnunterführung wieder rechts ab und oberhalb des Quellschutzgebietes entlang weiter zur Autobahnbrücke. Unter der Brücke ist auch eine Brücke! Hier führt in einer weiteren Ebene unterhalb der Fahrbahn ein Fuß- und Radweg entlang. Wegen einer Baustelle sollen die Radfahrer absteigen. Aufgrund ihrer tollen Sonnenbrillen können die diesen Hinweis wahrscheinlich gar nicht lesen...
Die letzten Meter dieser Top-Tour. Als ich die Autos im Stau auf der Autobahn sehe und fünf Minuten vor Abfahrt des nächsten Zuges nach München den Bahnhof in Mitterdarching erreiche, weiß ich ganz genau, dass ich heute fast alles richtig gemacht habe.
Und wenn die zwölf ausgewählten Bilder nicht ausreichen sollten, dann kann man ja auch noch die Fotonotiz zur Tour lesen!