SST Steinjoch
Back in the saddle again und weiter auf das Steinjoch
Der Start ist beschwerlich. Die Scheiben sind zugefroren. Der Eiskratzer bricht um 5:45 Uhr in zwei Teile. Mit reichlich Stickoxidscham brenne ich ein winziges Guckloch in die Windschutzscheibe.
Die Brennermaut kostet mittlerweile einen runden Betrag, aber immerhin doch noch etwas weniger als eine Wiesn Maß. Unter der schattigen Autobahnbrücke bei Grieß a.B. parkt man für 4,- EURO pro Tag . Ich stand mit nur der Hälfte vorm Automaten. Die Menschenschlange hinter mir hat mich dann unter lautem Protest zum Auto zurückgeschickt. Noch zwei EURO holen! Ja, am Morgen herrscht hier Hochbetrieb.
Als die Schneeschuhe dann endlich angeschnallt sind, stellt sich zum ersten Mal Entspannung ein. Es fluppt wieder. Der LVS-Check gibt brav Antwort. Nach einer gefühlten Stunde stelle ich mit Freude fest, dass der Aufstieg zur Sattelbergalm nur 45 Minuten gedauert hat. Zügiges Gehen tut in dem schattigen Gelände aber auch Not.
Wie jetzt weiter? Vielleicht in weitem Bogen ausholend hinauf? So empfiehlt es zumindest Frau Hofbauers kurzweiliger Innsbrucker Schneeschuhführer. Aber Tourenliteratur ist für den Bergsteiger das, was für den Ingenieur die Bedienungsanleitung ist. Also lieber direkt entlang der ehemaligen Skipiste hinauf.
Das fluppt jetzt nicht mehr ganz so gut. Die gefühlte Stunde dauert nun sogar ein paar Minuten länger. Auf dem Sattelberg geht es zu wie auf dem Stachus. Es herrscht ein beständiges Kommen und Gehen. Etwas oberhalb des Gipfelkreuzes steht ein ganz kleine Sitzbank. Hier ist man ungestört und kann das geschäftige Treiben beobachten. Ich kann denn auch schon gar nicht mehr hinsehen – mir wird schwindelig von so vielen Menschen – und ich trete den Weiterweg zum Steinjoch an.
Eine kurze Strecke gehe ich neben einer Tourengeherin her. Die schneidige Truppe will heute noch die Runde über den Lorenzenberg bis nach Obernberg und mit dem Bus zurück nach Grieß schaffen. Als es etwas steiler in den Sattel (das ist auch ein Eigenname) hinab geht, zieht sie davon. Es wird stiller und wärmer. Es ist fast schon eine Freude in den kühlenden Schattenkegel des Steinjochs eintreten zu dürfen. Beim Schlussanstieg fluppt es dann wieder. Ein beharrlicher Rückenwind aus Norden trägt einen zum flachen Gipfel. Der hilfreiche Wind ist hier oben dann aber doch sehr ungemütlich.
Südlich, nur wenige Meter unterhalb des Gipfels befindet sich ein Betongebäude. Das sieht zwar nach Kaserne aus, bietet jedoch ausreichenden Windschutz. Teekanne und Becher müssen nur noch einen halben Meter auseinander gehalten werden. Zwischen zwei Objektivwechseln kehre ich immer wieder auf den sturmumtosten Gipfel zurück.
Es ist schon einzusehen, dass hier oben einmal ein Windpark errichtet werden sollte. Aber das ist nun passé. Der Strom kommt wieder aus der Steckdose und man kann mit reichlich Gegenwind zurück zum Sattelberg wandern.
Hier hat sich außer dem Licht nicht viel geändert. Der Andrang ist sogar noch größer geworden. Ein guter Grund, um nach dem vorletzten Schluck Tee den Abstieg anzutreten.
Früher, als ich noch ein Kind war, dachte ich immer, dass die Skifahrer vom Sattelberg sogleich auf dem Standstreifen der Autobahn abschwingen werden. Aus der anderen Perspektive kann ich heute erkennen, dass dazwischen noch genügend Luft ist. Trotzdem möchte ich nicht mit den Anrainern tauschen wollen. Ich muss an Ottos Frau Suhrbier denken. Oder sucht hier Herr Rossi gar sein Glück?
Mit der Rückfahrt fällt es mir ganz leicht, heute insgesamt genauso viel Zeit auf der Straße wie auf der Tour zu verbringen. Sport im Radio ist langweilig. Deutschland verliert in epischer Breite die Internationale Vierschanzentournee…