SST Realspitze

Weißes bei 40°

Bereits vor etwas mehr als sieben Monaten war ich bereits zu Besuch auf der Realspitze und bin dabei auf die Idee gekommen, irgendwann über das Griererkar mit Schneeschuhen hierher zurückzukehren. Heute war es schon soweit. Eines muss man gleich vorausschicken, wenn man über die Realspitze spricht. Die absolute Einsamkeit eines Hochsommertages wird man hier im Winter nicht finden. Man muss den Berg teilen lernen mit ein paar Skitourengehern. Aber keine Angst, einen Massenauflauf wird man hier dennoch nicht erleben, denn mehr als 1.600m Höhenunterschied und ein nicht ganz unschwieriger Hang müssen überwunden werden.

geografische Einordnung:


erreichte Gipfel:

weitere Wegepunkte:

Talort(e):


Schwierigkeiten:

Höhendifferenz Aufstieg/Abstieg:

Distanz:


Zeitbedarf inkl. Pausen:

Zillertaler Alpen


Realspitze 3.039 m

-/-

Madseit


Wandern: T2       Klettern UIAA: -/-        Klettersteig: -/-         Schneeschuhe: WT5

1.740m/1.740m

18,6km


10h30m

Los geht es kurz hinter Madseit. Ein Wendekreisel direkt vor dem zweiten Parkplatz der Tuxer Gletscherbahnen bietet einen brauchbaren Parkplatz und wird so zum Ausgangspunkt dieser Unternehmung. Doch gleich bei dem Versuch den Tuxbach zu überqueren wird man vor Steinschlag gewarnt. Der Weg ist gesperrt. Hier muss jeder selbst entscheiden, welchen Weg er zur Tulferalm wählt ...

Von der Tulferalm geht es dann rasch hinüber zur Grieralm und an dieser noch kurz vorbei. An einem Fischteich (?) biegt man dann in das Griererkar ab und versucht den oberen von zwei deutlich erkennbaren Wegen zu treffen. Ansonsten muss man beherzt ein "Stockwerk" höher steigen ...

Sobald man die Talstufe zum Griererkar überwunden hat, wird das Gelände etwas flacher. Man passiert den einen oder anderen großen Block und geht dann bis unter die Griererkarspitze. Jetzt wirds rassig. Auf ca. 2.450m steigt man nach rechts einen Steilhang hinauf, der mit doch sehr anstrengenden 40° Neigung aufwartet. Nach 250Hm und einer gefühlten Ewigkeit verlässt man den Steilhang nach links und hält in gemäßigtem Terrain auf den Gipfel der Realspitze zu.

Dort wo die Skitourengeher ihr Skidepot errichten, kann der Schneeschuhgeher seine Schlappen noch ruhig anbehalten. Anders als im Sommer sind die wackeligen Blöcke noch tief eingeschneit. Lediglich an ein paar Stellen muss man Hand anlegen und die Schneeschuhe geben kratzende Geräusche von sich.
Noch ein paar Schritte auf dem Grat und der Gipfel ist erreicht.

Ich bin allein hier oben und sehe den beiden Tourengehern noch beim Zöperlflechten zu. Eine andere Gruppe fährt gerade vom Hohen Riffler ab. Man hört sie mehr, als dass man sie sieht. Der Blick auf die umliegenden Berge ist grandios. Mehr kann man sich nicht wünschen ...

Gehen mag ich zwar noch nicht, aber bleiben kann ich hier auch nicht. Das nächste Extrem wäre vielleicht noch ein Winterbiwak auf der Realspitze. Wer weiß das schon!

Der Abstieg erfolgt am Anstiegsweg. Vor dem 40°-Hang habe ich zwar Muffensausen, aber der lässt sich erstaunlich bequem abstapfen. So sind die mühevoll gewonnenen Höhenmeter schnell wieder vernichtet.
Am Ausgang des Grierkars habe ich noch die blöde Idee mir den Schlenker über die Grieralm zu schenken und stattdessen die direkte Linie zu nehmen. Wenige Meter, nachdem ich einen der eingangs erwähnten Wege gekreuzt habe versinke ich jedoch in knietiefem Sulz, und das mit Schneeschuhen. Der Abkürzer war zwar kürzer, hat dafür aber etwas länger gedauert ...

Die Realspitze gehört definitiv zu meinen Lieblingsbergen.

Die technischen Daten: ca. 6h für den Aufstieg, ca. 3h für den Abstieg. Solange man zu Fuß unterwegs ist bleibt die Schwierigkeit bei T2. Mit Schneeschuhen steigt die Schwierigkeit wg. des 40°-Hangs und dem felsdurchsetzten Grat auf WT5, sonst bewegt man sich zwischen WT2 und WT3.

Wen es interessiert, der kann sich wie immer auch gerne die Bilder anschauen. Die sagen nämlich mehr als tausend Worte ...


Zing • 8. April 2017