SST Feuerköpfl
Die vorletzte Tour ...
Ich starte hinter der Kirche in Hinterthiersee und muss zunächst an der Haupstraße ein paar Meter absteigen, bis ich nach rechts abbiegen kann. Die Hügel ringsum sind in fahles, goldenes Licht getaucht. Vielleicht wird’s ja etwas mit der Sonne, aber zunächst führt die breite Forststraße in den Wald. Die Schneeschuhe sind noch gar nicht erforderlich. Der Schnee lässt sich gut unter den Sohlen komprimieren und ermöglicht ein rasches Vorankommen. Dann jedoch röhren die Motoren. Ein Bulldog räumt den Weg. Warum nur?
Danach ist nichts mehr wie vorher. Jeder Schritt wird zur Rutschpartie auf der blank gekehrten Straße. Ich quäle mich weiter, biege um eine Biegung und trete ins Licht. Nach einer halben Stunde ist Breitenau erreicht. Bauernhof, Ferienhaus, Kapelle. Mehr gibt’s hier nicht zu sehen. Die Sonne hat es noch nicht bis auf den Boden geschafft. Ich verlasse die Lichtung an ihrem anderen Ende bzw. Anfang und trete wieder in den schattigen Wald ein. Die Zeit der Schneeschuhe beginnt hier.
Wald sagt eigentlich schon alles. Bis ich die Lichtung mit Höhlensteinhaus und Feuerköpfl erreiche, bleibe ich im dunklen und kalten Wald. Ab und an entladen die Fichten ihren Neuschnee auf mich. Die Spitzen der Bäume erreicht streifendes Sonnenlicht.
Endlich ist Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Nach etwas mehr als zwei Stunden erreiche ich die Lichtung. Alles ist tief eingeschneit und zunächst unverspurt. Beim Höhlensteinhaus sehe ich dann jedoch eine frische Spur. Die führt geradewegs auf das Feuerköpfl. Na toll, später muss ich also wieder die unschönen Tapper mit Fotoschopp*) aus den Bildern wegmachen…
Feuerköpfl. Keine Sonne, kein Ausblick und keine Ahnung wie es weitergeht. Ich vertreibe mir die Zeit am „Gipfel“ mit Fotografieren. Ich fotografiere, was mir vor die Linse kommt. Viel ist es ja nicht. Den Ausblick auf Kaisergebirge oder den Alpenhauptkamm gibt es heute nicht. Man kann nicht einmal das Inntal sehen, aber hören! Die Autobahn rauscht im trüben Nebel dahin.
Es ist an der Zeit umzukehren. Beim Verlassen der Lichtung kommt mir ein Grüppchen entgegen. Ein Mann mit zwei Frauen. Glückspilz! Er macht sich natürlich zum Deppen und zeigt, wie toll er den unberührten Schnee abseits des Weges zerwühlen kann. Schnell mache ich noch ein Bild vom unbeschädigten Feuerköpfl, bevor ich später wieder alles mit Fotoschopp*) mühsam heile machen muss…
An einem Unterstand hat man noch die Gelegenheit mit einem Spruch von Laotse dem Jäger Knallebumm o.s.ä. zu gedenken:
ANDERE DURSCHAUEN
IST UMSICHT
SICH SELBST DURCHSCHAUEN
IST EINSICHT
ANDERE LENKEN
IST KÖNNEN
SICH SELBST LENKEN
IST MACHT
BEGINNEN KÖNNEN
IST STÄRKE
VOLLENDEN KÖNNEN
IST KARFT
NICHTZERFALL IST DAUER
DAUER ÜBER DEN TOD HINAUS IST UNSTERBLICHKEIT
Als ich Hinterthiersee wieder erreiche, verstehe ich auch endlich den in der Karte verzeichneten Aussichtspunkt. Zumindest kann ich die auf 12 Bilder begrenzte Fotoserie (Projekt 12) zu meiner ersten Schneeschuhtour 2023 mit einem schönen Foto vom Zahmen Kaiser abschließen oder vervollständigen, je nachdem…
*) Produktname verfälscht, um weiterhin als werbefrei zu gelten.