Rumble in the Karwendel - Tag 3

Hüttenübergang ohne Höhepunkte

Während sich gestern die Wetter-Apps geirrt haben und so tatsächlich noch ein Gipfeltag herausgesprungen ist, braucht man heute keine App, um zu erkennen, dass es regnet. Die Gipfel stecken in den Wolken.
Schade eigentlich, weil wir auf dem Weg zum Hallanger sonst noch die Speckkarspitze hätten mitnehmen können.
So aber wird es nur der kurzweilige Weg zum Lafatscher Joch, das nicht einmal ein Höhepunkt der Tour ist, weil schon der Ausgangspunkt, die Bettelwurfhütte, höher liegt als der breite Einschnitt in der Gleirsch-Halltal-Kette.

geografische Einordnung:


erreichte Gipfel:

weitere Wegepunkte:

Talort(e):


Schwierigkeiten:

Höhendifferenz Aufstieg/Abstieg:

Distanz:


Zeitbedarf inkl. Pausen:

Karwendel - Gleirsch-Halltal-Kette


-

Lafatscher Joch 2.080m

Bettelwurfhütte - Hallangerhaus


Wandern: T3         Klettern UIAA: -/-        Klettersteig: -/-         Schneeschuhe: -/-

220m / 545m

6,7km


02h30m

Der Tross setzt sich von der Hütte in Bewegung. Der Weg ist, sofern ihn Nebel nicht einhüllt, gut überschaubar. Das Gefühl von Bergeinsamkeit wird sich hier bestimmt nicht einstellen. In jeder Kehre sieht man Menschen und an kleineren Schwierigkeiten (T3-) staut es sich regelmäßig.

Durch den Nebel schauen uns die Gämse zu und halten bestimmt nicht viel von uns.


Das Lafatscher Joch ist bald erreicht. Schatten wechseln im Dichten Nebel die Richtung. Wir befinden uns an einem Hauptverkehrsknotenpunkt im Karwendel. Vom Lafatscher Joch kann man überall hingehen. Eine schlanke Holzfigur markiert den Übergang. Sie unterscheidet sich von den anderen Schatten nur dadurch, dass sie keinen breiten Rucksack trägt...


Der Regen nimmt beim Abstieg in den Hallanger weiter zu. Unserer Laune tut das keinen Abbruch, weil wir wissen, dass wir heute noch den ganzen Tag haben, um die nassen Klamotten im Trockenraum zu trocknen.


Kurz nach zehn Uhr betreten wir bereits die Hütte. Der room service ist noch in vollem Gange. Wir legen uns zunächst trocken und klauben sämtliche Wäscheklammern, die wir an den Leinen im Trockenraum finden können, für uns zusammen. Das nenne ich Luxus, wenn die nasse Jacke nicht gleich wieder auf den Boden gleitet...


Wir wärmen uns an Johannisschorle und Suppe, vergammeln den Tag mit Fotografieren, Ratschen und Kaiserschmarren (2+). Wir beschließen den nutzlosen Bergtag - sehr zu meinem Leidwesen - mit Kartenspielen. Und eigentlich gibt sonst kaum etwas zu berichten...


Aber dann, als meine Stimmung aufgrund des sehr negativen Verlaufes der bisherigen Kartenpartien schon fast auf dem absoluten Nullpunkt angelangt ist, gibt es endlich Abendessen. Nach dem ersten Bissen verzieht Andrea bereits das Gesicht. "Da ist doch Gluten drin!" Vor meinem inneren Auge laufen sofort die Horrorszenarien ab und ich kann schon die Schlagzeilen im Tiroler Tagblatt vor mir sehen: FRAU VON GLUTEN ANGEFALLEN! BEGLEITER MUSS HILFLOS ZUSEHEN.  Oder vielleicht: NOTOPERATION AUF DEM HALLANGERHAUS. FRAU WIRD MIT PÜMPEL DER MAGEN AUSGEPUMPT. Ich hab so ein Ding doch vorhin im Keller gesehen. Könnte man vielleicht den Schlauch von der Trinkblase ... ? Langsam dringen die Stimmen der Umwelt wieder zu mir durch. " ... bekom... ... ...urchfall und mir ist schlecht!"

"Was? Du lebst? Nicht lebensbedrohlich?!" Puh, mir fällt ein Stein vom Herzen, obwohl die Stimmung ab nun nicht nur mehr als im Eimer, sondern in der Keramik ist.

Die Herkunft der Glut*innen in Dreas Abendessen konnte übrigens nie aufgeklärt werden. Die Wirtin, der das alles etwas unangenehm ist, hat eine Gewürzmischung in Verdacht. Ein kostenloser Verdauungsschnaps wäre die geringste Entschädigung gewesen, für Drea und für mich...


Zing • 19. August 2022