JPEG-Rezepte für die NIKON Z5
In drei Schritten zum JPEG
Auf die Diskussion, dass richtige Fotografen nur im RAW-Format fotografieren, lasse ich mich jetzt gar nicht erst ein. Ich möchte einfach nicht lange im digitalen Fotolabor sitzen und nach einem anstregenden Tag auch noch angestrengt Fotos bearbeiten. Ich bin halt kein Mann für eine Nacht. Ich hab nur eine Stunde Zeit...
PORTRA 400 zeigt auch im wirklichen Leben (als Film) sehr warme Töne. NIKON tendiert ohnehin eher zu kälteren Farbtönen. Wie kalt wird mir erst bewusst als ich mit der Farbtemperatur 7140K erreicht habe. PORTRA 400 zeichnet sich als Film ebenfalls durch sehr feines Korn aus. Viele der Capture One Presets wie z.B. "Soft" liefern jedoch so wenig Korn, dass man davon kaum etwas sieht. Zuletzt entscheide ich mich dann für Smooth+, um auch ohne Pixelpeeping noch grain erkennen zu können.
Das NEOPAN-Rezept von nikonpc.com weicht m.E. stark vom Original ab. Echter NEOPAN verfügt über einen hohen Tonwertumfang und hat ein sehr feines Korn. Dieses JEPEG-Rezept zeigt hingegen eine sehr steile Gradationskurve. Belichtungskorrekturen um nur 1/3 EV haben bereits massive Auswirkungen. Insgesamt sind die Grautöne auch sehr dicht. Die gewählte Farbtemperatur von 5560K erscheint bei Schwarzweißfilm zunächst bedeutungslos, hat aber Einfluss auf die Wirkung der digitalen Farbfilter. Weil dieses Rezept eine eher düstere Stimmung vermittelt, entscheide ich mich später auch für Intense als Grain-Preset in der automatisierten Nachbearbeitung.
LOMO METRO ist ein Rezept, das NIKON kann jedoch (ausnahmsweise) nicht die FUJIs. Die "eingebaute Orange-Blau-Balance" dieses Rezepts funktioniert für mich bei einem Weißabgleich auf 6250K am besten. Zu diesem außergewöhnlichen Vintage-Look passt sehr grobes Korn hervorragend: Vigorous+
Zuletzt erhält der SUPERIA REALA noch vom Küchenfenster aus sein Chance. FUJIFILM-Filme sind für mich der Inbegriff von Kälte. Im NIKON-Universum sind das 5560K, was für andere Kamerasysteme bereits "heiß" wäre! Beim Korn lasse ich mich dieses Mal nicht von der analogen Vorlage inspirieren, die kenne ich nämlich nicht, sondern richte mich nach persönlichem Gusto. Die Wahl fällt auf das Preset Intense, das in der Gesamtansicht kaum auffällt, aber nach dem Hineinzoomen reichlich Struktur liefert und Highlights einfügt.
Bei Lampenlicht am Abend experimentiere ich dann noch mit dem Standardweißabgleich für Kunstlicht. Ausgangspunkt ist dabei die ermittelte Farbtemperatur bei Tageslicht und deren Differenz zu 5000K. Diese ermittelte Differenz addiere ich dann zunächst zum Standardwert für Glühlampenlicht: 2700K. Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Nach einigen Tweaks ermittle ich folgende Weißabgleicheinstellungen bei Glühlampenlicht für die o.a. NIKON-JPEG-Rezepte:
PORTRA 400 - 3450K: Die errechneten 4800K erschienen mir einfach zu schmuddelig.
NEOPAN - 5560K: Erstaunlich, aber diese Wahl funktioniert auch bei Kunstlicht am besten.
LOMO METRO - 4000K: Bei dieser Filmsimulation funktioniert 2700K plus einer Differenz von 1250K nahezu perfekt.
SUPERIA REALA - 2940K: Ein wenig mehr Kälte führt zu einer angenehmen, neutralen Farbwiedergabe.