Irgendwie seltsam - SST Ochsenstaffel
Die letzte Schneeschuhtour 2022
In Partenkirchen ist es dann so endlich so weit. Die Hauptstraße nach Mittenwald ist wegen Bauarbeiten gesperrt. Es geht nach rechts auf die Umleitung durch ein Wohngebiet. Tempo 30! Plötzlich lösen sich zwei Gestalten vom Horizont und geben den Blick auf eine Laserpistole frei. Beide zucken mit den Schultern. Tja, bei mir ist eben nichts zu holen! Vor lauter Triumphieren würde ich am liebsten mit ausgestrecktem Finger an Ihnen vorbeifahren … ach, ich bin mal wieder zu feig!
Einige Zeit später finde ich mich auf dem breiten Weg von Krün zur Fischbachalm wieder. Eisplatten, Harschrampen und schmoddrige Forststraße wechseln sich stetig ab. Irgendwie bin ich froh, als die Schneeauflage dann so ergiebig wird, dass sich das dauerhafte Anlegen der Schneeschuhe endlich lohnt.
Der Aufstieg von Wallgau ist übrigens nicht völlig unmöglich, jedoch noch bis zum 15. April verboten: Wildruhezone (Wild und Ruhe wiedersprechen sich irgendwie, seltsam).
Nach knapp zwei Stunden ist der fade Teil dann vorüber und die Fischbachalm erreicht. Endlich Sonne und ein bisschen Energietanken, bevor es im Schlussspurt auf den Gipfel geht. Das mit dem Spurt ist jedoch eine glatte Fehleinschätzung. Eine Spur fehlt völlig und der Schnee ist an der Oberfläche bereits sehr cremig. Die Schneeschuhe finden kaum Halt. Auf den recht steilen Hängen wird eine Querung zur irgendwie seltsamen Zitterpartie. Ein Sturz wäre fatal und könnte u.U. mit etwas Glück nur von der Augenhöhle noch an einem Aststumpf abgefangen werden …
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, führt der Weg in die Südflanke. Hier wechseln tiefer Schnee und apere Flecken einander ab. Irgendwann ist mir das auch einfach egal. Ich lasse die Schneeschuhe einfach an. Dann wird der Waldboden eben vertikutiert …
Schlussanstieg durch die Latschenrinne nach anderthalb Stunden Ewigkeit. Eigentlich ganz einfach, bis die Latschengasse recht unvermittelt auf ein Felsenriff stößt. Nach längerem Überlegen geht es am Fels etwas hinab, unten herum und dann wieder aufwärts. Den scharfen Abbieger zurück zum Grat verpasse ich allerdings und lande prompt im Latschendickicht. Mit verlebten Händen zerre ich am Bewuchs und wackle auf schwingenden Ästen nach oben, bis ich wieder auf den eigentlich irgendwie seltsam bequemen Weg treffe. Die Auflösung spare ich für den Abstieg auf …
Der Gipfel ist erreicht. Ich sitze auf dem wackligen Stein am Gipfelkreuz und genieße die Stille sowie warmen Tee. Als ich dann von Sitzstein plumpse, wird auch die Gipfelbuchdose freigelegt. Der letzte Eintrag ist aus dem Januar 22. Ich schreibe mich dazu. Eine erste Mücke summt an meinem Ohr. Nur die Frauenstimmen sind irgendwie seltsam …
Der Rückweg zur Fischbachalm wird unter dem Eindruck der schon kräftigen Sonne nicht gerade leichter, eher noch gefährlicher. Und wieder diese Frauenstimmen…
Der letzte Schluck Tee ist an der Fischbachalm getrunken. Dann geht es wieder auf die kühle Seite des Ochsenstaffel. Zwei Bergwachtler schleppen Ski und MTB durch den Schnee. Na, die wären wohl mal besser zum Wandern gegangen …
Nach einiger Zeit löst sich auch die Sache mit den irgendwie seltsamen Frauenstimmen auf. Die zwei Damen erklären mir den einzig blühenden Strauch. Aha, Bleifuß! Das passt ja zum heutigen Blitzer-Marathon!
n.b.
Tja, und dann habe ich heute auch noch ein neues Jpeg-Rezept für s/w ausprobiert. Heißt zwar Leica, ist aber trotzdem totaler Mist. Mir gefällt es nicht.
Irrtum ist, wenn man trotzdem fotografiert ...