Eine Kraxelei über Treffauer und Tuxeck
Um halb sechs starte ich in der kühlen Morgenluft und mit fast leeren Wasserflaschen beim Jägerwirt. Leichtigkeit ist eine Zier und spätestens am Wasserfall kann ich ja die Flaschen dann auffüllen. Daher lasse ich die beiden Brunnen von Wegscheid-Niederalm und Wegscheid-Hochalm auch rechts bzw. links liegen, weil am Wasserfall ...
Bei der Annäherung an den Wasserfall vermute ich zunächst einen Überdruck auf den Ohren - vom raschen Aufstieg -, da ich das Rauschen kaum vernehmen kann. Dann aber sehe ich die lediglich feuchte Felswand. Nach einer halben Stunde habe ich dem Rinnsal endlich knapp 1,5 Liter abringen können. Das muss für den Rest des Weges genügen.
Der Aufstieg zum Treffauer ist von nun an recht kurzweilig, ein bisschen spannend jedoch nie allzu schwierig. Lediglich auf bzw. am Grat zum Gipfel langt man kurz hin (T4, I). Der Gipfel des Treffauers ist erreicht (3,5h) und belohnt einen mit einer umfassenden Aussicht, die nur durch den sommerlichen Dunst begrenzt wird. Wer heute den Durchzug von ein paar Quellungen abwarten kann, der wird zum mittleren Vormittag mit Sonne belohnt.
Nach ausgiebiger Rast mit wenig Wasser auf dem Treffauer setzte ich légère den Weg zum Tuxeck fort und orientiere mich dazu direkt am Grat. Ein Fehler, wie sich dann wenig später herausstellt, als es in drei Richtungen nur mehr steil hinab geht. Unten rechts ist ein roter Punkt zu erkennen. Wenn ich jetzt zum Gipfel des Treffauer umkehren, dann wissen alle, dass ich ein Orientierunglegastheniker bin.
Ich taste mich also direkt hinab zu dem roten Punkt und tue dann einfach so, als ob ich es so geplant hätte. Dieser Verhauer spendiert mir eine unfreiwillige T5+ Einlage und testet meine Nerven. Aber danach wird es wieder leichter.
Jetzt stellt sich mir nur noch ein Hindernis in den Weg, der Kamin auf das Tuxeck! Der hat es mit der Schwierigkeit II/A0 durchaus in sich, zumal man einmal nach rechts hinaus tänzeln muss und dabei viel Luft unter dem Sitzfleisch spürt. Beim letzten Eisenbügel denke ich sogar kurz darüber nach, ob ich hier überhaupt wieder abklettern kann...
Ja, kann ich, sonst würde ich ja jetzt nicht diesen Tourenbericht zusammenstöpseln, oder? Hinunter gehts sogar erfreulich einfach, wenn man sich die Griffe und Tritte zuvor gemerkt hat.
Durch eine Felsengasse geht es in westlicher Richtung nun nach unten. Die Felsenlandschafft ist zunächst bizarr, wird dann aber leider schnell von Schrofen und Geröll abgelöst. Zuletzt folgt auf eine kurze Kletterstelle (I) eine enge Nische mit großem Klemmblock. Ein windiger Strick und drei Eisenbügel helfen durch diese letzte Schwierigkeit (II/A0) hindurch. Etwas unorthodox, aber machbar.
Je tiefer man kommt, desto mehr steigt die Temperatur. Die Mittagssonne brennt fast bis in die Amygdala hinein. Die Brunnen von Wegscheid-Hoch- und Niederalm lasse ich nun nicht mehr aus. Das hochsommerliche Wilder-Kaiser-Abenteuer endet bei 33°C Lufttemperatur auf dem Wanderparkplatz beim Jägerwirt.
Niegelnagelneue, noch in Plastikfolie eingehüllte Parkscheinautomaten warten hier auf ihren ersten Einsatz. Der Fortschritt macht auch vor dem Westkaiser nicht halt ...
Die Kletterstellen sind von Wanderschwierigkeit ausgenommen, deshalb nur T4. Der Zeitbedarf von 9h schließt alle Pausen und Verhauer mit ein.