Eigentlich nur Patscherkofel und dann doch auch Glungezer
Eigentlich!
Google verlangt von mir, dass ich an der Ausfahrt Patsch/ Ih-Ge-El-Es abfahren soll. Na, die korrekte Aussprache von Igls soll der Schorsch der Google mal abends beim Bier erklären...
Ich staune jedenfalls nicht schlecht, als ich an der Mautstelle für das kurze Stück Brennerautobahn - nicht einmal über die Europabrücke durfte ich fahren - erst einmal 2,50 € berappen soll und letztlich auch muss. Da wird die Zahl der gebunkerten Parkmünzen schon mal geringer.
Der Parkplatz in Mühltal kostet dann wieder. Die Preisstaffelung wird in zwei langen Spalten auf dem LCD angezeigt. Ein Tag soll neun Euro kosten?! Oh, da war ich schon in der Spalte verrutscht! Es sind drei Euro pro Tag. An guten Tiroler Parkscheinautomaten kann man nur mit Münzen zahlen, niemals mit Karte und wenn schon, dann bitte gleich passend, weil Tiroler Parkscheinautomaten auch nicht wechseln können bzw. wollen.
Endlich bin ich auf dem öden Fahrweg zum Meißner Haus unterwegs und in Bewegung. Ich passiere die Lourdes-Kapelle. Was die bloß immer mit dem französischen Lurch haben...
Laut der Beschilderung soll der Weg bis zum Meißnerhaus ca. 2,5 h dauern, berechnet habe ich 2 h. Als ich nach nur 1,25 h dann auf der linken Talseite ein Gebäude wahrnehme und darin auch noch das Meißner Haus erkenne, staune ich nicht schlecht. Wenn das heute so gut läuft, dann die Wanderung auf den Patscherkofel ja viel zu schnell vorbei. Schnell zoome ich auf dem Navi hinaus und wieder hinein. Viggarspitze, nicht weit genug! Glungezer, hoch und weit genug! Von dort könnte man dann (mal eben) über die Viggarspitze zum Patscherkofel direkt ins Auto und auf die Autobahn...
Ich fliege dem Glungezer durch einen herbstlichen Zirbenwald und weite, braune Matten entgegen. Zuletzt geht es im ausschweifenden und verschneiten Zickzack hinauf zur Hütte und dann schnell durch etwas tieferen Schnee am Kreuz vorbei auf den eigentlichen Gipfel, den ich nach nur 3,75 h Gesamtgehzeit ab dem Parkplatz erreiche. Woran ich bei der Planänderung nicht gedacht hatte, Brotzeit und Getränke vorrat waren nur für die kleine Wanderung ausgelegt. Den Tee verlänger ich mit Schnee und die Semmeln müssen eben länger gekaut werden...
Beim Abstieg zur Glungezer Hütte sehe ich noch Zwei von der Sonnenspitze absteigen. Die könnte ich doch auch noch mitnehmen, oder? Gedacht, getan und nochmal um 30 Minuten verlängert. Das schöne Herbstwetter muss schließlich voll ausgekostet werden...
Kurz nach ein Uhr setzte ich meinen Weg dann endlich fort und schwöre mir keine weiteren Abstecher einzubauen. Kurz rückt die Neunerspitze in den Blickpunkt des Interesses, aber die Viggarspitze ist schon genug Herausforderung. Es geht weglos über den kurzen SO-seitigen Blockgrat hinauf. Ohne Hände geht das nicht mehr und so wird die heutige, technische Maximalschwierigkeit von T3/I erreicht. Der Rest der Tour erreicht hingegen kaum mehr als Tef Zwo.
Bei den Schneeresten auf dem letzten Block werden Erinnerungen an die Hohe Wand wach. Ich achte jetzt besonders auf meine Füße. Die Viggarspitze ist schön, aber nicht so schön, um dort das eigene Leben zu riskieren...
Genau einen Becher Tee kann ich hier noch aus der Thermoskanne wringen. Mit Durst dauert jeder Umweg doppelt so lang...
Im Boscheben gibts dann endlich Bier und Skiwasser im Überfluss. Die körpereigenen Flüssigkeitsspeicher können aufgefüllt werden und irgendwie fühlen sich danach die Beine auch wieder leichter an...
Die letzten Meter zum verbauten Patscherkofel vergehen wie im Flug. Hier könnte man herrlich Seminare über Antennentechnik unter freiem Himmel abhalten. Ich freue mich endlich am eigentlichen Ziel zu sein. Jetzt ist es auch nicht mehr weit bis zum Parkplatz, eigentlich...
Der Abstieg zieht sich in die Länge und dauert über 1,5h. Weit holen die Fahrwege in den steilen Waldhängen aus. Schnellere Abkürzer sind mit Vorsicht zu genießen und nicht immer offensichtlich. Zuletzt kommt man irgendwie in Mühltal raus und muss noch ein paar Meter zum Parkplatz steil aufsteigen. Nach fast 10 Stunden ist diese eigentlich 7-Stunden-Tour dann endlich zu Ende.
Die Brennermaut spare ich mir und fahre durch Ih-Ge-El-Es direkt hinab nach Innsbruck.