Drei Kögel und ein Beil

Eine fotografische Bergwanderung in den Kitzbüheler Alpen

Nach den Regenfällen des vergangenen Wochendes sind meine Ambitionen für eine Bergtour an meinem ersten richtigen Urlaubstag nicht allszu groß. Ich möchte wandern und ausprobieren, was sich aus der Mittelformatkamera herausholen lässt. Eine Tour in den Kitzbüheler Alpen kommt da gerade recht. Das Hinterwindautal kenne ich nur von vorne.
Der Plan klingt einfach: Eine Wanderrundtour, die Kamera bleibt bis auf die Gipfel im Rucksack und am Nachmittag geht's heim...

geografische Einordnung:


erreichte Gipfel:

weitere Wegepunkte:

Talort(e):


Schwierigkeiten:

Höhendifferenz Aufstieg/Abstieg:

Distanz:


Zeitbedarf inkl. Pausen:

Kitzbüheler Alpen


Gamsbeil 2.169m, Speikkogel 2.232m, Steinkogel 2.299m, Gamskogel 2.206m

Tagweidalm, Miesenbachalpe

Hinterwindau - Gamskogel


Wandern: T3       Klettern UIAA: -/-        Klettersteig: A-         Schneeschuhe: -/-

1.480m / 1.480m

20,0km


09h30m

Kamera:

Objektiv(e):


Filmsimulation:

Film:


sonstige Ausrüstung:

Fuji GFX50SII

GF 45-100mm f/4.0


ACROS, PORTRA400, CHROME BYPASS

-/-


-/-

Ich fahre an der unbesetzten Mautstelle vorbei! Die Gamskogelhütte ist im bequemen Kfz-Marsch schnell erreicht. Aus dem Schornstein zieht eine dünne Rauchfahne. Über den Wiesen schweben zarte Nebelschleier. Und ich will endlich los.


Keine 100m vom Ausgangspunkt entfern muss man einen Bach überqueren. Die Holzplanken sind feucht und rutschig. Mit unfreiwilligem Spagat und Zerrung im Schritt kann ich gerade noch einen Sturz in den eiskalten Bach verhindern. Geht ja schon mal gut los...

Ein paar hundert Meter weiter muss man durch die Gebäude der Tagweidalm hindurch. Der aufdringliche Hund beschnüffelt mich an Körperstellen, die ich mir nicht einmal aus der Nähe anschauen möchte. Dann bemerke ich so ein Kribbeln in den Beinen. Ich schenke dem keine Beachtung und gehe zunächst weiter. Als ich ein Gatter öffnen will, bekomme ich ein gewischt. Jetzt bemerke ich auch wieder das Kribbeln in den Beinen. In regelmäßigen Abständen. Hier ist alles so nass und irgendeine Leitung liegt vermutlich offen in der Wiese. Zack, schon wieder! Ich isoliere die beide Hände mit den Anorakärmeln. Es gelingt mir das Gatter zu öffnen und hindurchzugehen. Soll ich den Drahtbügel wieder befestigen? Ein guter Mensch tut so etwas. Zack, und zum letzten Mal bekomme ich eine Ladung ab...


Der nun folgende steile Wiesenhang ist auch keine Erholung. Man kann sich aussuchen, ob man bis zu den Knöcheln in Pfützen oder im Schlamm stehen möchte. Die GoreTex-Membran der Schuhe gibt jedenfalls auf.


Mittlerweile ist die Miesenbachalpe erreicht. Frischer Rauch duftet nach Frühstück und Kaffee. Aber ich mus weiter, weil es hier auf der Westseite des Gamsbeil immer noch sehr schattig ist. Irgendwann ist ein Bachlauf erreicht, der überquert werden muss. Noch ein paar Meter und ich stehe endlich in der Sonne. Der Gamsbeil scheint zum Greifen nahe, doch eine dreiviertel Stunde wird es noch dauern, bis ich endlich oben bin.


Gamsbeil - Die Stille ist göttlich. Nichts macht einen Laut und man kann sich ganz dem Moment hingeben. Die Kamera kommt aaus dem Rucksack und das Testfotoprogramm wird abgespult. Dann wandert die Dicke Bertha wieder in den Rucksack und ich weiter. Auf dem Weg zur Geige nehme ich ein Abkürzung, die bestimmt schon bessere Tage gesehen hat. So aber spare ich ca. 15 Minuten Umweg. Die Geige selbst lasse ich rechts liegen.


Die Kitzbüheler Alpen wirken immer so zahm. Die sanften Buckel zeigen jedoch auf ganz subtile Weise, dass ess sich hier um echtes Gebirge handelt. Vielleicht ist es hier nicht so steil und schroff wie im nahen Kaisergebirge. Die Distanzen kann man hingen leicht unterschätzen. Der Steinkogel scheint nah und doch sprechen die Wegweiser eine andere Sprache. Warum hat der Steinkogel eigentlich einen schwarzen Punkt, hier in dem Wandergelände? Ah, jetzt, ja, eine Leiter. Ein bisschen Kraxeln braucht es doch noch. So nebenbei, die Dicke Bertha hängt seit der Geige ständig an meinem Hals. Wandern geht mit diesem monströsen Instrument also doch. Auf der Leiter jetzt, ist sie dagegen hinderlich, aber da muss ich durch...


Auch den Steinkogel habe ich für mich alleine. Mehr muss man über dies Erlebnis nicht erzählen. Die Bilder sprechen hoffentlich für sich.


Apropos Bilder! Aufmerksame Betrachter werden erkennen, dass ich mich nicht an die aktuelle Schwarzweißregel gehalten habe. Aber hallo, das ist ein Test. Bertha hat noch nie die Berge gesehen. Da will ich ihr schon Farbe bieten...


Der Übergang zum Gamskogel ist ein Ab und Auf. Besonders das Auf strengt zu fortgeschrittener Stunde schon arg an. Wer sagt, dass Bergwandern leicht sei? Am gipfel treffe ich einen Local. Ich frage ihn nach dem direkten Abstieg zur Gamskogelhütte. Den sei er auch noch nie gegangen, aber er würde es jetzt einfach mal probieren. Wenn er in einer Stunde nicht zurück sei, dann, so verspreche ich, werde ich ihm folgen...

Ich hab's nur eine viertel Stunde ausgehalten. Der Pfad ist oberhalb der Latschengrenze gut zu finden. Später baue ich dann aber einen unfreiwilligen Schlenker ein. Die AV-Karte auf dem Navi zeigt den Pfad nicht an. Hätte ich mal die OSM mitgenommen. Egal, mit etwas Hirn und Konzentration geht es dann doch gut aus. Und irgendwann stehe ich wieder bei der Gamskogelhütte und bemerke, wie kurzweilige diese kleine 20km-Runde war...


Auf jeden Fall war es wieder einmal ein schöner Tag im Gebirge. Bertha hat es auch gefallen.


Zing • 29. August 2022