Die offizielle Jahresabschlusstour auf den Seebergkopf

Mehr Bahn als Berg

Eine letzte Tour möchte ich in 2024 noch unternehmen, bevor ich mich dem Jahres-rückblick widme. Während die Gedanken in der Woche zuvor um den Spitzingsee kreisten, fiel am Vorabend mein Blick auf einen Buckel südlich von Bayerischzell, den Seebergkopf. Das ist gut mit der Bahn machbar und ich kann mir die Autofahrt sparen. Eine andere Frage dreht sich um die weitere Fortbewegung: Mit, ohne oder sogar auf Schneeschuhen? Auf dem Wendelstein direkt gegenüber soll die Schneehöhe immerhin 50 cm betragen...

geografische Einordnung:


erreichte Gipfel:

weitere Wegepunkte:

Talort(e):


Schwierigkeiten:

Höhendifferenz Aufstieg/Abstieg:

Distanz:


Zeitbedarf inkl. Pausen:

Mangfallgebirge


Seebergkopf 1.538m

Sankt Josephs Deliciusquelle, Neuhütte, Klarer Alm

Bayerischzell, Geitau


Wandern: T2       Klettern UIAA: -/-        Klettersteig: -/-         Schneeschuhe: -/-

756 m / 797 m

13,8 km


04h29m

Zweidreiviertel Stunden wird meine Bahnreise dauern. 40 Minuten davon sind Herumlungern mit Schneeschuhen am Hauptbahnhof. Immerhin reicht das für einen Kaffee und ne Breze.


Offizieller Abmarsch in Bayerischzell ist dann auch erst um nullneunhundert. Es könnte so einfach sein, ist es aber nicht. Eine Brückensanierung zwingt mich zu einem ungeplanten Schlenker im flachen Gelände. Immerhin sind das schon 10 Minuten Umweg, die vorher nicht in meine Raum-Zeit-Berechnung eingeflossen sind. Wenigstens geht es jetzt steil im Zickzack nach oben.


Der Weg ist eisig und nur mit ganz wenig Schnee bedeckt. Die Schneeschuhe bleiben also am Rucksack. Die Snowchains könnte ich aus dem Rucksack holen, bin aber zu faul dafür. Mit Stecken und Bergschuhen muss es auch gehen.

Irgendwo zwischen der Sankt Josephs Deliciusquelle und Neuhütte führt der Weg dann über eine schmale Leiter über dem Abgrund. Zum Glück gibt es ein Seil, das Sicherheit bietet. Als ich diese Höchstschwierigkeit passiere ist es eh zu spät, um jetzt noch die Snowchains (Don't call it Grodel!) anzulegen. Auf der Südseite des Seebergs liegt noch weniger Schnee. Vereiste Wegpassagen lassen sich einfach umgehen.


Schlussspurt zum Gipfel. Meine Kondition war auch schon mal besser. Eine Frau kommt mir entgegen und bewegt sich behende durch den Schnee. Ob das an den Snowchains an ihren Schuhen liegt? Ich schleppe jedenfalls Schneeschuhe und Snowchains eisern im Rucksack bis zum Gipfel.


Drüben am Wendelstein liegt kaum Schnee. Die Schneedecke ist löchrig. Die 50 cm im Internet waren womöglich nur eine Längenangabe? Egal, viel wichtiger ist, dass sich der Seebergkopf als famoser Aussichtsgipfel präsentiert. Die Fischbachau und das Sudelfeld liegen wie eine Landkarte vor mir. Nur so richtig genießen kann ich das doch nicht. Ich bin schon wieder mit Kopfrechnen beschäftigt. Der Zug in Richtung München fährt in Geitau immer um neun Minuten nach der vollen Stunde ab. Es ist jetzt 11:30 Uhr. Für den Abstieg habe ich also nur noch zweieinhalb Stunden Zeit. Ansonsten muss ich an Gleis 1 des Bahnhofs Geitau sehr lange frieren.

Vorsichtshalber lege ich nun endlich die Snowchains an. Das und das Gewicht der Schneeschuhe auf dem Rücken sollen für besseren Grip beim zeitkritschen Abstieg sorgen.


Beim Abstieg ist man immer schneller. Zwei Stunden später stehe ich bereits am Bahnhof und ziehe mir trockene Sachen an, um besser für die halbe Stunde Wartezeit gewappnet zu sein.


Tja, das war sie schon, die Jahresabschlusstour mit der Bayerischen Reichsbahn, denn was aanderes könnte BRB denn sonst bedeuten?! Jetzt kann ich das gute Gefühl haben, den Planeten ganz allein gerettet zu haben, aber 5,5 Stunden Reisedauer stehen in keinem vernüftigen Verhältnis zu den 4,5 Stunden Bergwanderung. Zu gerne wäre ich länger am Gipfel verweilt oder sogar noch zum Seebergschneid hinübergespurt. Und wäre ich morgens aus dem Auto gestiegen, dann hätte ich mich kurzfristig entschieden, die Schneeschuhe im Tal zu lassen. Im nächsten Jahr fahre ich wieder mehr mit dem Auto! Damit habe ich schon mal ein Motiv für den Jahresrückblick 2024 und die Vorschau auf 2025...


Zing • 14. Dezember 2024