Die nachgeholte Wintertour - Sefenspitze

Über den Lumberger Grat

Als mögliche Wintertour habe ich die Sefenspitze schon länger im Auge. Im zurückliegenden Winter fehlte jedoch anfangs der Schnee, dann gab es zu viel davon und danach nicht den richtigen Schnee. Erst verlässt einen das Glück und dann kommt noch das Pech dazu…

Nun ist schon fast das Frühjahr durch und die ersten Sommertouren sind möglich. In einem schwachen Moment hatte ich dann sogar Freunden die eher leichte Wandertour auf die Sefenspitze als kleine „Pilgerfahrt“ zum Reden und Gedankenaustausch vorgeschlagen. Jetzt aber, die FFP2-Masken fallen und man muss den ganzen Tag Gesichter ertragen, ist mir nach Bergeinsamkeit. „Im Tannheimer Tal?“

geografische Einordnung:


erreichte Gipfel:

weitere Wegepunkte:

Talort(e):


Schwierigkeiten:

Höhendifferenz Aufstieg/Abstieg:

Distanz:


Zeitbedarf inkl. Pausen:

Allgäuer Alpen - Tannheimer Berge


Seichenkopf 1.864m, Lumberger Grat 1.860m, Sefenspitze 1.948m

Sefensattel, Sebenalpe

Parkplatz Lumberg/Bad Kissinger Hütte


Wandern: T3+         Klettern UIAA: -        Klettersteig: -/-         Schneeschuhe: -/-

950m / 950m

13,8km


07h00m

Ja, auch das ist möglich. Jetzt nicht unbedingt am Parkplatz zur Bad Kissinger Hütte aber später, wenn man zum Lumberger Grat abzweigt. Sobald man die Weidefläche der Sebenalpe erreicht, schert man auf einem undeutlichen Pfad nach rechts aus und ist sofort in seiner eigenen Welt. In weitem Bogen schwenkt man auf den Seichenkopf zu und gewinnt über breite Latschenstraßen schnell an Höhe und den Lumberger Grat.

Schnell noch ein Abstecher zum Seichenkopf. Der versteckt sich unter einer dichten Latschendecke. Man muss in einer kleinen Einschartung den oberen Rand einer steilen Rinne queren. Mit beiden Händen greife ich beherzt nach zwei klebrigen Latschenästen und hangele mich hinüber. Das gefällt der Latsche überhaupt nicht. Mit ihrem noch freien, dritten Ast schlägt sie mir unvermittelt ins linke Auge. Danach ist das Weiße drei Tage lang rot…

Nach kurzem Gipfelglück geht es zurück auf den Lumberger Grat. Die angeblichen Latschengassen aus den Tourenberichten erinnern mich persönlich eher an das Tunnelsystem des Vietkongs. Irgendwann drängen mich die Latschen dann ab und ich quere etwas unterhalb des Lumberger Grates im morschen Altschnee.

Der Sefensattel ist schon längst durchschritten und die Sefenspitze bald erreicht. Für einen kurzen Moment überlege ich die Runde auszudehnen. Der Übergang zu Sebenspitze und Brentenjoch wäre vom Zeitbedarf her durchaus möglich. Dann aber erreiche ich den Gipfel, schaue auf so einige Latschengassen und zupfe mir die letzten Harzknödel aus der Armbehaarung. Ich bleibe einfach hier oben, für fast anderthalb Stunden, allein in den Tannheimern.

Und irgendwann komme ich im richtigen Winter hierher, auf Schneeschuhen, ganz bestimmt! Die Tourenwunschliste wird noch um Sebenspitze und Brentenjoch erweitert. Dann geht es zurück auf die viel bewanderten Wanderwege des Tannheimer Tals…


Zing • 18. Mai 2022