Blankahorn & (der andere) Hohe Riffler

Oh Paloma Blankahorn...

Schon drei Mal stand ich auf dem Hohen Riffler. Wenn man das ganz unbedarft erzählt, dann wird man von den Experten oft gefragt: „Auf welchem denn?“ Nun, bisher war es immer nur der in den Zillertaler Alpen, aber das soll sich jetzt ändern. Berni lässt sich schnell davon überzeugen, dass wir auf den Hohen Riffler im Verwall müssen, als ich den etwas anspruchsvolleren Zustieg über den Westgrat des Blankahorns vorschlage.

geografische Einordnung:


erreichte Gipfel:

weitere Wegepunkte:

Talort(e):


Schwierigkeiten:

Höhendifferenz Aufstieg/Abstieg:

Distanz:


Zeitbedarf inkl. Pausen:

Silvrettagruppe


Blankahorn 3.129m, Hoher Riffler 3.168m

Edmund-Graf-Hütte

Pettneu - Parkplatz Malfon


Wandern: T6-       Klettern UIAA: II        Klettersteig: -/-         Schneeschuhe: -/-

860m (ohne Hüttenzu- oder -abstieg)

-/-


09h00m (ohne Hüttenzu- oder -abstieg)

Nach einer wenig durchschlafenen Nacht überrascht uns kalter Wind und ein bedeckter Himmel. Hauptsache es ist trocken! Also ziehen wir los und zweigen nach ca. einer dreiviertel Stunde bereits nach rechts ab, um den Westgrat auf seiner Südseite anzugreifen. Ein alter Steinbock beäugt uns argwöhnisch. Was der wohl von uns denkt?

Nach einer gefühlten Ewigkeit aus Schutt und Blockwerk finden wir endlich den weißen Pfeil, der den Einstieg markiert. Zu meiner völligen Überraschung und entgegen allen Berichten finden wir dann noch einen weiteren Pfeil, ca. 30m weiter oben. Das ist dann aber auch unser letzter Pfeil. Der Weg ist durch gebohrte Stände und jeweils genau einen Zwischenhaken vorgegeben. Trotzdem ist die Wegfindung nicht so leicht. In so einem IIer-Gelände ist so ziemlich alles II, manchmal auch III-, ohne dass ein Weg des geringsten Widerstandes die optimale Route ausweist.

Zunächst verzichten wir auf die Sicherung am Seil. Weil ich ein Schisser und Nixkönner bin, bestehe ich aber letztlich doch auf das Anseilen, und das ist auch gut so. Berni steigt nach. Plötzlich hört man ein Rumpeln und ich spüre einen Zug auf dem Seil. Der Halbmastwurf hält. „Berni?“
Ein Griff war ausgebrochen. Nur wenige Minuten zuvor hatten ich den mit meinem vollen Körpergewicht gedankenlos belastet. Es dauert ein paar Minuten, bis wieder Kletternormalität eintritt.
Das letzte Drittel ist nochmal sehr spannend. Der letzte Stand ist irgendwo in der Pampa des zergliederten Gratgeländes. Danach gibt es nur mehr wackelige Köpfelschlingen und viel mögliche Ahnungen vom richtigen Weg.

Der große Gipfelsteinmann auf dem Blankahorn ist dann schon eine Erleichterung für uns. Als optimistischer Theoretiker gehe ich davon aus, dass es jetzt viel leichter wird …

Der Abstieg über den Ostgrat ist der totale Krampf. Der schönste Bruch, teilweise von Schnee bedeckt. Auf einem Sims liegt Schnee. Als ich darauf trete, wackelt der Stein unter der feinen Schneedecke. Kardiohupfer! Irgendwann tauchen Steinmänner auf. Zumindest fällt die Last der Feinorientierung in diesem zerklüfteten Gelände von uns ab. Sehr spät und unter grauem Himmel steigen aus der Scharte zwischen Blankahorn und Hohem Riffler zum zweiten Gipfel des Tages auf.

Der zweite Gipfel ist uns nicht gut genug. Lediglich eine schnöde Gipfelbuchbox zeirt sein Haupt. Wir müssen ja unbedingt zum Gipfelkreuz weiter. Damit verlassen wir den Bereich des wanderbaren Dreitausenders.

Zunächst steigt man durch eine kurze Rinne nach NW ab, quert mit viel Luft zwischen Hosenboden und Pettneuer Ferner nach O und gelangt in eine kleine Scharte (dort ZH). Eine ganze kurze Wand (-III) wird erklettert. Bisher hätte ich dieses Wandl als die größte Herausforderung vermutet, aber der Weg zum Kreuz führt nochmals über einen 20m langen und reichlich luftigen Grat. Danach ist die Frage nach den beiden Hohen Rifflern für mich persönlich endlich befriedigend beantwortet …

Wir indes quälen uns auf dem Wanderweg wieder hinab zur Edmund-Graf-Hütte und sind leidlich froh darüber, dass wir hier nicht aufsteigen müssen. Den letzten Kaiserschmarrn um 16:00 Uhr verpassen wir leider, aber der weitere Abstieg nach Pettneu wird von Blaubeerplantagen gesäumt, die uns beständig in ihren Bann ziehen.

… Ein Blutfleck zwischen Gurt und Hose ziert nun das Beinkleid. War es ein vergessener Reißnagel oder reiß ich mir für den anderen Hohen Riffler sogar den Allerwertesten auf???


Zing • 17. August 2019