Bergwanderung Wildbarren

Das Beste kommt zum Schluss

Der Bergwetterbericht lässt mich ratlos zurück. Die besten Bedingungen für eine Bergtour herrschen von Freitagmittag bis Samstagmittag. Das ist nicht viel und dazu von der Nacht noch unterbrochen. Also braucht es eine Halbtagestour. Ganz schwach erinnere ich mich an den Tipp eines Kollegen. Wie hieß das noch gleich? Ein Blick in die Karte wirkt wie ein Klapps auf den Hinterkopf: Wildbarren.

geografische Einordnung:


erreichte Gipfel:

weitere Wegepunkte:

Talort(e):


Schwierigkeiten:

Höhendifferenz Aufstieg/Abstieg:

Distanz:


Zeitbedarf inkl. Pausen:

Bayerische Voralpen


Wildbarren 1.480m

Bergghf. Bichlersee

Wanderparkplatz unterhlab von Regau


Wandern: T2       Klettern UIAA: -/-        Klettersteig: -/-         Schneeschuhe: -/-

560m / 560m

7,0km


03h35m

Der Rucksack ist nachlässig gepackt. Sogar Lawinenschaufel und Schneeschuhe habe ich noch dabei. Zu meinem Glück parkt direkt neben mir eine Frau ein. Damit es nicht peinlich wird, entschließe ich mich schweren Herzens die Schneeschuhe vom Rucksack abzumontieren. Wie ging das noch gleich?

Die nächste Überraschung bietet der erste Wegweiser zum Wildbarren. Was? Das soll zwei Stunden dauern!? Für gerade einmal 500 Hm? Hätte ich doch bloß etwas zum Essen mitgenommen...

Der Forstweg ist steil. Gefühlt sind das schon über 100%. Wahrscheinlich dauert die Begehung des Forstweges schon eine von den zwei angegeben Stunden. Ach was, Gefühle sind nur etwas für die Schwachen! Nach 40 Minuten sind die ersten 330 Hm überwunden und ein Wegweiser fordert auf, links abzubiegen.

Es geht noch einmal steil durch den Hochwald. Dann folgt der erste Schnee auf ca. 1300 m. Zwei weite Kehren leiten zum Gipfel. Beim Fotografieren habe ich wohl etwas Zeit verloren, aber 1:10h ist doch weit von zwei Stunden entfernt.
Ich möchte mir die Szene auf dem Gipfel gar nicht an einem Wochenende vorstellen, schon gar nicht zu Zeiten der Pandemie. Heute sind hier jedoch nur ein paar stille Genießer*innen anzutreffen.

Die Rundumsicht ist leider durch Bäume etwas verstellt. Daher entschließe ich mich nach gegebener Zeit ddoch zum Aufbruch. Mal schauen, was es alles im Westen gibt. Nach ein paar Metern wird dann der Blick aufs Sudelfeld und sogar die Ruchenköpfe frei.

Bald schon ist ist eine sehr kleine Kapelle erreicht. Ich öffne erwartungsvoll die Tür, aber nein, leider keine Schnapsflasche, nur die üblichen Figuren...

Die Dreifaltigkeit ist noch eine kleine Überraschung. Erinnert ein ganz klein wenig an die Steinerne Agnes, nur eben en miniature.

Der weitere Abstieg nervt. Schneereste sind knorrig und der Matsch stollt unter der Profilsohle. Häufiges rutschen auf offenen Wurzeln. Zu allem Unnutz balanciere ich zwei Kameras, die auf keinen Fall in den Dreck fallen dürfen, während die Stecken schön ordentlich am Rucksack befestigt sind. Aber es könnte ja noch das alles entscheidende Motiv ganz plötzlich auftauchen und dann... ich bin vorbereitet.

Immer tiefer geht es in den Wald hinab. Beim regelmäßigen Kontrollblick auf das Navi bemerke ich die verpasste Abzweigung. Abzweigung? Wo war da eine Abzweigung? Niemand hat die Absicht eine Abzweigung zu bauen? Erst in der höheren Zoomstufe wird klar, dass sich die beiden Wege gar nicht berühren. Sie verlaufen für ein kurzes Stück einfach nur in ca. 20 m Entfernung parallel zueinander.
Na gut, auf der matschigen Spur eines Harvesters ist diese Herausforderung dann auch nicht mehr so groß.

Die Wege werden immer schlammiger. Die Harvester haben ganze Arbeit geleistet. Ich entschließe mich letztendlich eine Kamera im Rucksack zu verstauen, weil in dem Morast bestimmt nix Spannendes mehr zu erwarten ist. In kleinen Pfützen versuche ich entnervt die Schuhe vom Schmutz zu befreien, nur um sie dann bei nächsten ersten Schritt wieder einzusauen. Es ist an der Zeit diese Halbtagstour zu beenden.

Und dann biege ich um eine Linkskurve und plötzlich steht da der Wilde Kaiser vor mir. Den ganzen halben Tag hatte er sich in Wolken und Nebel versteckt. Jetzt muss ich doch nocheinmal die zweite Kamera auspacken. Das Beste kommt eben doch immer zum Schluss, manchmal...


Zing • 12. März 2021