Bergwanderung Fölzstein - immerhin

Alles andere wäre zu viel gewesen!

... Wo ist denn bloß dieser verdammte Einstieg? Wir quälen uns jetzt schon über eine halbe  Stunde durch diesen gräßlichen Schutt. Die Steinböcke schauen uns entsetzt zu. Was wäre wenn wir ihrer Spur folgen. Plötzlich geht es links um ein Eck. Ich will auf jeden Fall doch noch mal schauen, ob ich nicht den Einstieg finde. Da endlich hinter einem Felsgupf verborgen befindet sich der Haken des nullten Standplatzes aka Einstieg auf dem Weg zum Stangenspitz.

Wir schauen uns an. Wir schauen den Grat an. Uns graut vor den steilen Ottl-Platten dort oben. Und wie kommt man überhaupt von hier zum Gratansatz hinüber?

Das war für den ersten Klettertag im unbekannten Gebirge vielleicht ein wenig zu ambitioniert! ...

geografische Einordnung:


erreichte Gipfel:

weitere Wegepunkte:

Talort(e):


Schwierigkeiten:

Höhendifferenz Aufstieg/Abstieg:

Distanz:


Zeitbedarf inkl. Pausen:

Hochschwab


Fölzstein 1.946m

Grasserhütte

Wanderparkplatz in der Fölzklamm


Wandern: T3       Klettern UIAA: -/-        Klettersteig: -/-         Schneeschuhe: -/-

1.340m / 1.340m

13,4km


ca. 8h30m

Ich suche für Wolfgang und mich am Vorabend eine schöne Eingehtour aus. bergsteigen.com liefert mit der Kombination aus Stangespitz (IV-) und Kleinem Winkelkogel (III+) eine schöne Tour mit insgesamt 25 Seillängen in 'unserem' Schwierigkeitsgrad an.


Wolfgang ist gleich skeptisch und handelt mich auf die 13 SL und den Stangenspitz herunter. Angeblich soll man von dort auf die Seite der Grasserhütte in nur drei Abseilern absteigen können.


Nun das war der Plan und auch am nächsten Morgen ist er es noch. Wir sind die ersten am Parkplatz und wandern mit schwerem Klettergepäck durch den noch kühlen Wald los durch die Fölzklamm. Ein alter Suzuki Jimny parkt zischen zwei Bäumen.


Nach einiger Zeit schaltet der Weg von flach und gemütlich auf steil und noch steiler um. Erste Schweißtropfen perlen auf Goretex ab.

An der steilsten Stelle sinniert Wolfgang darüber nach, dass hier bestimmt kein Mountain- oder E-Bike mehr hinauffahren könnte. In der Ferne hört man da schon das Knattern eines Motors. Das kommt immer näher. Die Geräuschkulisse schwilt von Mofa, über Crossmaschine bis hin zu Quad an, als der grüne Jimny laut heulend um die Ecke des Wanderweges biegt. Die beiden Insassen werden werden ordentlich durchgeschaukelt. Der Moter dreht im kleinsten Gang kurz vor dem Drehzahlbegrenzer. Aber er fährt bergauf, der Suzuki!

"Besser schlecht gefahren, als gut gelaufen", sagt man ja gemeinhin. Wolf und mir bleibt nur das gute Laufen.


An der Waldgrenze sehen wir den Suzuki wieder. Noch 200m weiter und wir müssen rechts von einer tiefen Rinne in Schrofen und Schutt aufsteigen. Es wird nochmal steiler und die anfänglich sichtbaren Spuren verschwinden bald völlig. Nicht schön!


Je höher wir gelangen, desto weniger erkenne wir, wo es lang geht. Eingentlich müsste hier irgendwo der Einstieg sein. Wir queren eine haarige Rinne. Ein großer Block rutscht in die Tiefe...


Oberhalb klappern Steine. Steinböcke, wie niedlich!


Den Einstieg finden wir dennoch nicht. Wir sind schon kurz davor aufzugeben, weil uns auch die Zeit davonrennt, als mich der Ehrgeiz packt und ich doch nochmal in der Spur der Steinböcke zur Felswand aufsteige. Hinter einem Felsen führt eine Rampe hinauf und dort glänzt auch ein Haken: der Einstieg in den Südgrat des Stangenspitz!


Was wir sehen raubt mir jedoch den Mut und dann auch Wolfgang. Man müsste zunächst über grasige Schrofen etwas absteigen und dann am Rand einer überhängenden Platte entlang zu eigentlichen Gratansatz klettern. Wir blicken nach oben zum Grat. Glatte Platten leuchten dort im ersten Sonnenlicht. 13 SL und wir wissen nicht einmal wie der Abstieg richtig funktionieren soll.


Wir beraten uns, sehen diesen Unsinn nicht mehr länger ein und entscheiden uns zum Abbruch. Als Eingehtour ist das einfach zuviel, zumal wir nicht sonderlich viel trainiert haben.


Der Abstieg über Schutt und Schrofen hinab zum 'bequemen' Weg ist - pardon - richtig scheiße. Nur gut, wenn einem niemand Steine in den Nacken kickt...


Tja, was fangen wir mit angebrochenen Tag an? Ich schlage den Aufstieg über die Fölzalöm zum Fölzstein vor. Den hatte ich bei meinem ersten Besuch im Hochschwab bereits kennengelernt. Die Aussicht sollte für die entgangene Klettertour entschädigen.


An der Grasseralm werden bereits erste Schnäpse ausgetauscht. Es ist nicht einmal Mittag!


Bevor wir uns auf den unmarkierten Aufstieg begeben, legen wir in den Latschen noch ein Materialdepot an. Für den Fölzstein benötigen wir weder Seil noch Schlosserei.

So erreichen wir recht schnell über den recht ambitionierten Wanderweg das Gipfelplateau.

Zeit für Butterbrote mit Ausblick. Zwei Hiesige kommen auch dazu. Der eine fotografiert und so kommen Nikon-man und Fuji-san gleich ins Gespräch. Der andere Hiesige kennt sich gut aus und erfreut uns mit einem sehr spannenden 360°-Gipfelklugscheißen. Sogar eine Ecke von der Rax gibt es zu sehen.


Irgendwann ist es leider immer so weit, dass der unvermeindliche Abstieg anzutreten ist. Das machen wir auch, kehren auf einen Radler in der Grasserhütte ein und steigen über eine Variante ab, zurück in die Fölzklamm.


In meinen Notizen finde ich noch in krakeliger Schrift den Eintrag "die Frau mit den schönen Waden". Die Geschichte dazu fällt mir jedoch nicht mehr ein. Vielleicht mal Wolfgang fragen;-)


Zing • 5. September 2023