Bergtour Hochschwab

geografische Einordnung:


erreichte Gipfel:

weitere Wegepunkte:

Talort(e):


Schwierigkeiten:

Höhendifferenz Aufstieg/Abstieg:

Distanz:


Zeitbedarf inkl. Pausen:

Hochschwabgruppe


Fölzstein 1.946 m, Fölzkogel 2.022 m, Karlhochkogel 2.096 m, Hochschwab 2.277 m, Ringkamp 2.153 m

Fölzalm, Windscharte, Trawiessattel, Gehacktbrunnen, Das G'hackte, Fleischerbiwak

Seewiesen, Voisthalerhütte


Wandern: T3+       Klettern UIAA: -/-        Klettersteig: A         Schneeschuhe: -/-

740m + 1740m + 50m / 50m + 1740m + 740m

7,2km + 24,0km + 7,2km


2h00m + 10h45m + 2h00m

Es ist schon ein weiter Ritt in den Osten der Ostalpen. Mindestens zwei Übernachtungen müssen es schon sein, damit der Besuch des Hochschwab auch noch Erholung werden kann. Zwischen den beiden Übernachtungen denke ich mir mit dem Mauszeiger auf der OSM eine weitläufige Runde aus.
Eine Hütte ist auch schnell gefunden und im Internet reserviert. Anders geht es derzeit aufgrund der Gesamtsituation eben nicht.

Fünf Stunden hat die Fahrt nach Seewiesen gedauert. Der Parkplatz in dder Nähe ist fast voll, bis auf meinen letzten Platz. Zumindest das ist so wie bei uns daheim…


Das Hinweisschild zur Voisthalerhütte weist nochmal drei Stunden Fussweg auf. Es ist Mittag und der Tag scheint kein Ende zu nehmen. Die steilen Kalkriffe links und rechts des Taleinschnitts sorgen jedoch für Ablenkung. So verläuft der Weg recht kurzweilig bis man vorbei an der Florlhütte das Franzosenkreuz erreicht. Dann geht zuerst einmal wieder hinab. Gegenüber thronen bereits die alte Voisthalerhütte, ihr Neubau und ein Baukran. Etwas mehr als zwei Stunden und ich stehe am Check-In. Da hat sich das Schild vermutlich geirrt oder sind die Zeitangaben in dieser Region eher inklusive einer Reserve?

Nach einem kurzen Gespräch bin ich im Bilde. Das alte Gebäude wird nach der Fertigstellung des Neubaus abgerissen. Also nix mit Denkmalschutz. Die eigentliche Hüttenwirtin musste heute Morgen mit dem Hubschrauber ins Spital geflogen werden. Aua. Die Waschräume sind erst ab fünf Uhr geöffnet. Mit der Frage nach einer Dusche ernte ich kurz aber heftig Spott und Gelächter…

Im Matratzenlager geht es mit Abstand zu. Mindestens eine Matratze bleibt frei. Man benötigt heuer einen leichten, eigenen Sommerschlafsack. Ein Hüttenschlafsack ist nicht erlaubt. Tja, und man benötigt einen Polsterbezug - für die Piefke unter uns: Kopfkissenbezug!
Vorteil der halben Belegung ist, dass man jetzt auch zwei Polster in den Polsterbezug stopfen kann, was mir als überzeugtem Seitenschläfer sehr entgegenkommt.
Irgendeine Lusche schließt in der Nacht das Fenster. Infolgedessen werde ich in meinem leichten und eigenen Sommerschlafsack trotzdem dampfgegart.

07:30 Uhr ist zu spät für ein Frühstück. Ich breche lieber eine Stunde früher ohne Frühstück jedoch mit Lunchpaket auf. Klar, dass es heute auf den Hochschwab gehen soll. Trotzdem wende ich mich zunächst von ihm ab und nach Süden zum Fölzsattel. Von dort soll der Weg in einem weiten Bogen über die Fölzalm, den Fölzstein und den Fölzkogel führen.  Der Fölzstein erweist sich als der schwerste Brocken von dem ganzen Fölzirgendwas. Die Morgensonne erwischt mich im Latschengürtel. Weiter oben gibt es Geröll und der unmarkierte Pfad verliert sich etwas in den Schrofen (T3+…T4-). Dann aber steht man auf eine bekreuzten Gipfelwiese. Ich bestaune das Land über dem Nebel.
 
Auf weichen Wiesen überschreite ich nun das Hochplateau und hätte fast den Fölzkogel verpasst. Ein kleines Felsenriff auf einer unscheinbaren Erhebung. Möglicherweise lenkt mich die Fauna zu sehr ab. Kaum zwei Stunden unterwegs bin ich bereits Gämsen, Murmeltieren, Mäusen (!) und Steinböcken begegnet. Ein Paradies!


Auch auf meinem weiteren Weg auf den Karlhochkogel (Karl Hochkogel?) werde ich interessiert aber mit Abstand von den Gämsen beobachtet. Erst beim Abstieg in den Trawiessattel begegne ich den ersten Menschen.

Unter der mächtigen Hochschwabsüdwand geht es zunächst weiter hinab zum Gehacktbrunn. Nur gut, dass ich mich nicht völlig auf die Verheißungen einer sprudelnden Quelle verlassen habe. Am Gehacktbrunnen muss man anstehen, wieder mit Abstand jedoch ohne Maske, und ich muss Geduld mitbringen. Nach fünf Minuten habe ich einen dreiviertel Liter Wasser zusammen. Da ist dann auch meine Geduld am Ende. Lieber schnell durchs G’hackte, bevor die Mittagssonne unbarmherzig den dreiviertel Liter Wasser verdampft…


Auf den zahlreichen Alutreppenstufen, die durch das G’hackte aufwärts oder auch abwärts führen, je nachdem, werde ich nicht wirklich geistig gefordert. Warum heißt es hier G’hacktes? Würden die Tiroler jetzt „Faschiertes“ sagen, die Preußen gar „Hackepeter“? Hackfleischbrunnen? Da kommt dann ein Mettigel heraus? Immerhin möglich, sind doch die Wienerle in diesem Landstrich Frankfurter und die Kissen Polster! Wo ist Google, wenn man es wirklich braucht?

Nach dem Sturm durchs Faschierte weht dann ein anderes Lüftchen. Der Wind hat aufgefrischt. Gegenwind ist jedenfalls keine Hilfe auf den letzten, unschwierigen Metern zum Gipfel der Hochschwab. Der Ausblick ist dafür vom Wind freigeweht. Gesäuse, Totes Gebirge, Ötscher, alles zu sehen. Im Windschatten vernichte ich noch die Reste des Lunchpäckchens und lasse mich dann abwärts wehen.

Und nun? Ins Schiestlhaus auf ein Frankfurter und ein Wiener Würstl? Oder doch lieber noch einen weiteren Gipfel an die jetzt schon große Runde anhängen? Der Gipfelhunger siegt. Den Ringkamp erreiche ich weitestgehend weglos. Hier nimmt die Personendichte deutlich gegenüber dem Hochschwab ab. Die Aussicht ist dagegen nicht westlich schlechter, ja fast sogar noch besser. „Können Sie bitte einmal zur Seite treten? Ich möchte das Gesäuse schauen!“


Der Abstieg zur Voisthaler Hütte bietet dann noch zwei außergewöhnliche Nahbegegnungen mit zwei fundamentalen Steinböcken. Eine Unterhaltung ist schwierig, aber wir verstehen uns wortlos.


Zurück auf der Hütte werde ich dann noch einmal überrascht. Ab heute gilt die Maskenpflicht! Auch auf dem Klo!


Zing • 14. September 2020