Bergtour Hochtor
Die Autofahrt nach Jonsbach ist durchaus reizvoll. Die Ybbstaler Alpen scheinen der Welt entrückt und die Yppshefte fand ich auch damals schon gut. Und plötzlich bin ich im G’seis.
Von den Ingenieursleistungen der Österreicher, hier Straße, Eisenbahn und Enns nebeneinander auf solch engem Raum anzulegen, bin ich begeistert.
Nun steige ich von Jonsbach zur Hesshütte auf. Die Wasserflaschen sind leer, um Gewicht zu sparen. Die Karte zeigt ja auch einen Bachlauf und eine Quelle. Was soll da schon schiefgehen?
Gesäuseanfängerfehler!!!
Der Bachlauf entwässert die Untere Koderalm. Dort weiden Kühe und ich bin mir sicher, dass die Trübung des Wassers ganz bestimmt nicht von der Milch der Kühe herrührt. Auf jeden Fall rührt sie von den Kühen her.
Bleibt noch die Hoffnung auf die Gamsquelle. Aber auch dort nur Leere. Ich sehe weder Gams noch Wasser.
Nach 2 ¾ Stunden erreiche völlig dehydriert die Hesshütte. Das erste Radler fällt ungebremst bis zum Übergang von Magen in den Darm durch mich hindurch.
Der nächste Tag. Ziel ist zunächst das/der Hochtor, der höchste Gipfel im G’seis. Der Aufstieg über den Josefinensteig gelingt zügig und ohne große Schwierigkeiten. Manchmal habe ich den Eindruck zu schnell unterwegs zu sein und „trete auf die Bremse“, denn wenn man die Südschulter erst erreicht hat, bin ich ja fast schon auf dem Gipfel…
Gesäuseanfängerfehler!!!
Von der Schulter bis zum Gipfel sind es dann doch noch gut 30…45 Minuten und jetzt muss ich „Gas geben“.
Was soll ich sagen. Mir fehlen die Worte. Vom Gipfel des Hochtors kann man in der Welt wie in einer Landkarte lesen. Der Blick reicht vom Hochschwabmassiv im Osten bis zum Dachstein im Westen. Der Globus offenbart hier die Zusammenhänge, die sich mittels Kartenstudium nicht erschließen lassen. Dennoch erkenne ich auch meinen Nachholbedarf beim Studium der AVE der Ostalpen. Zusammen mit einem Pärchen Einheimischer tausche ich Halbwissen aus. Rottenmanner Tauern, Randgebirge östlich der Mur, Eisenerzer Alpen. Das klingt alles sehr spannend. Mit einem erreichten Gipfel eröffnen sich Hundert neue Gipfel…
Auf dem Josefinensteig geht es auch wieder abwärts. Ein paar Worte dazu. Der Josefinensteig ist ein alpiner Steig, KEIN Klettersteig. Ein KS-Set ist nur Ungeübten eine Hilfe. Wenn es darauf ankommt, könnte man Unsichere besser ans kurze Seil nehmen, da die drahtseilfreien Passagen überwiegen.
Es liegt viel loses Geröll herum. Ganz wichtig deshalb: Helm! Hier ist allerlei Gams und Mensch unterwegs. Zwei Mal flogen mir heute die Brocken um die Ohren, und das an einem Gipfeltag mit eher durchschnittlicher Frequenz.
Die Wasserflaschen werden noch am Brunnen der Hesshütte aufgefüllt. Ich habe dazugelernt! Beim nächsten Mal bin ich dann auch nicht mehr der Gesäuseanfänger…