Bergtour Zettenkaiser

Nicht so schnell!

Am Samstag und Sonntag soll es sehr heiß werden, zu heiß für mich und eine Bergtour. Der Freitag ist dagegen etwas günstiger. Was fängt man mit einem geschenkten Tag nur an?

Mir fällt ein, dass es da noch so ein paar Klettertouren im Westkaiser gibt, die ich unbedingt einmal machen möchte. Die Gegend ist mir jedoch gänzlich unbekannt. Also ist eine Vorerkundung angesagt. Die Wahl fällt auf den Zettenkaiser als Gipfelziel.

Wie bekommt man das am schnellsten hin? Mit dem Kaiserlift, oder?

geografische Einordnung:


erreichte Gipfel:

weitere Wegepunkte:

Talort(e):


Schwierigkeiten:

Höhendifferenz Aufstieg/Abstieg:

Distanz:


Zeitbedarf inkl. Pausen:

Wilder Kaiser


Zettenkaiser 1.968m

Kaindlhütte

Jahnhügel 1.273m


Wandern: T5-       Klettern UIAA: I-II        Klettersteig: -/-         Schneeschuhe: -/-

1.020m / 1.020m

11,4km


06h10m

Der Kaiserlift nimmt leider erst um 08:30 Uhr den Betrieb auf und die Auffahrt in zwei Etappen bis zum Jahnhügel nimmt dreißig Minuten in Anspruch. Also strate ich erst um 09:00 Uhr in diese schnelle Erkundungstour.


Auf der Karte nimmt man das Höhenprofil zwischen Jahnhügel und Kaindlhütte kaum wahr. Dennoch steigt man zunächst 200 Hm ab und dann wieder auf. Die Schilder weisen eine Stunde Gehzeit aus. Auch wenn es letztendlich nur 45 Minuten waren, so deutet sich doch schon jetzt an, dass der Zettenkaiser selbst mit Seilbahnunterstützung keine schnelle Nummer wird. Was steht da auf dem Schild? Noch zwei Stunden bis zum Gipfel?!


Es geht steil aufwärts und der Weg ist von den Niederschlägen der letzten Woche noch aufgeweicht. Spuren menschliche Profilsohlen finden sich nicht mehr, lediglich die von Schafen. Die entdecke ich als ich die kleine Scharte zwischen "Friedhof" und dem Kar unter dem Zettenkaiser betrete. Auch hier ist der Pfad sehr ausgewaschen und keineswegs fest. Dreck klebt an der Profilsohle.


Der rote Pfeil zeigt an, dass es jetzt ernst wird. Noch immer ist eine Stunde bis zum Gipfel übrig. Also gehte ich mit provisorisch gereinigter Sohle diese erste Schlüsselstelle an. Puh, das ging dann doch ganz gut, nur dass es leider danach nicht besser wird. Ich muss mich durch eine nasse Schlammrine wühlen und denke mit Weh und Bange an den Abstieg über diese glitschige Rutschbahn. Nach ca. 50m ist diese schweinemäßig nervige Angelegenheit dann zwar vorbei, aber mit der Aneinandereihung von mehreren Schuttrinnen wird es nicht wirklich angenehmer.


Auch als ich endlich die Grathöhe in einer Scharte erreiche, wird es keinswegs leichter. Der Weg hält sich nahe des Grates. Durchmarschieren ist nicht möglich. Immer wieder sind Kletterstellen (I-II) zu überwinden und manchmal sind die möglichen Tiefblicke zum Hintersteiner See furchterregend.

Kurz vor dem Gipfel steigt man dann nochmal über eine plattige Rampe ca. 20m ab, um dann wieder und endlich zum Gipfel aufzusteigen.


Der Ausblick in das Tiroler Unterland ist grandios. Man kann die Orte im Tal wie auf einer Landkarte ablesen, Kirchbichl, Wörgl, Rattenberg...

Der nahe Scheffauer stiehlt jedoch allen die Schau. Irgendwann geht es über den Grat mal darüber. Heute begnüge ich mich noch mit dem Zettenkaiser. Der ist auch sehr schön.

Eine Gerontengruppe kommt über den Nordwandsteig (II) herauf. Es wird Zeit diesen einsamen Ort zu verlassen.


Bis zur Kaindlalm benötige ich hinab genauso lang wie hinauf. Die Matschrinne ist wirklich schweinemäßig nervig. Der Abstieg über die kleine Einstiegsmauer ist mit Matsch im Profil nicht leichter geworden.


Als ich wieder im Sessellift sitze bemerke ich erst, dass ich vergessen habe mich einzucremen. Der Sonnenbrand an den Armen wird noch ein paar Tage brennen...


Zing • 7. Juli 2023