Bergtour Pfaffenstein
More than a hike!
Der Weg durch die Südflanke des Pfaffensteins ist steil, sehr steil. Zum Glück kann man die ersten 500 Höhenmeter im Wald aufsteigen. Dann aber tritt man auf die freie Schrifenfläche unter der Felsmauer des liegenden Pfaffen, der auf seiner Nase ein Gipfelkreuz trägt.
Manchmal höre ich Stimmen - also jetzt während dieser Tour, nicht immer, ich bin nicht verrückt - doch die Stimmen könnten auch aus dem Klettersteig herüber hallen. Hier auf dem Südwandsteig bin ich alleine unterwegs. Ist vielleicht auch gut so, weil der Südwandsteig auch etwas steinschlaggefährdet ist. Den Helm habe ich aus Gründen der Selbstoptimierung im Auto vergessen...
Den Südwandsteig muss man mit A bewerten, eher sogar A/B. Eigentlich ist es nicht der Rede wert. Dennoch finde ich eine solche Tour schon an der oberen Grenze dessen wieder, was man noch in einem Wanderbuch aufführen kann. Wahrscheinlich sind die Steierer einfach härter als der Rest der Welt...
Der Hauptgipfel ist von Latschen überwuchert. Ich ignoriere die möglichen Latschensackgassen, die zu ihm führen könnten. Die Gipfel auf der Kante bieten genügend Aussicht. Der Westgipfel ist eine Bergtour wert und ein noch weiter westlich gelegener Aussichtspunkt sowieso: Leopoldsteiner See!
Ganz die Ruhe weg habe ich jedoch dann doch nicht. Schnell breche ich zum Abstieg über den Markussteig auf. Es soll nur noch 1,5 Stunden dauern plus drei Stunden Autofahrt, da bin ich ja schon um sechs Uhr daheim!
Der Markussteig ist nur unwesentlich leichter als der Südwandsteig. Die bröseligen Abschnitte sind eher unangenehm. Irgendwie sitzt hier auch so eine schmierige Feuchtigkeit im Boden. Und dann geht es noch einmal über einen versicherten Abschnitt weiter. Selbst unterhalb der Waldgrenze wird noch etwas geboten. Einen so steilen Weg habe ich noch nicht erlebt. Einer kommt mir entgegen. Ich glaube er hat eine Augenbrauer hochgezogen, um meinen Gruß zu erwidern. Ich brauche für den Markussteig zwei Stunden. Die Steierer sind doch alle wahnsinnig!
Im Bierbrunnen steht mein alkoholfreier Radler schon kalt. Ich komme mit der Initiatorin dieser schönen Einrichtung ins Plaudern. So ein Biergeschenk mit Spendenbezahlung kann man auch nur dort einrichten, wo wenige und zumeist ehrliche Menschen unterwegs sind. Ein Bierbrunnen am Stachus würde irgendwie nicht funktionieren.
Ich frage die Dame noch, warum Eisenerz denn so verlassen wirke und so viele Häuser leerstehen. Als sie noch jung war - das kann nicht so lange her sein - haben hier noch 2.000 Menschen im Bergwerk gearbeitet. Jetzt sind es gerade noch 200. Der Rest musste zur Arbeit ins flache Land...
Auch ich muss ins flache Land und werde dazu heute noch viereinhalb weitere Stunden im Auto sitzen. Gut, dass ich zwischendurch auf dem Pfaffenstein ausspannen konnte!