An Weihnachten durchs Fernrohr geschaut

clear skies als Weihnachtsgeschenk

Irgendwie war schon am Morgen klar, dass das Weihnachtswetter anders als gedacht werden würde. Es ist kalt und der Himmel ist klar. Wenn das so bis zum Abend anhält, dann stelle ich das Fernrohr raus.
Und so kam es dann auch.  Bei einer Lufttemperatur von -4°C hätte ich ja fast kurzfristig nach einer Ausrede gesucht, konnte mich dann aber doch überwinden das Teleskop auf dem Balkon zu platzieren, damit man sich im Zweifelsfall die Füße wieder aufwärmen könnte. Jupiter und Mars sind die Hauptbeobachtungsziele dieses 1. Weihnachtsabends 2024.

Objektiv(e), Teleskop(e):

Okulare (Vergrößerung):

Montierung:


Zeit:


sky quality:

MC 127mm/1500mm

TVs Panoptic 24mm (62-fach), DeLite 18,2mm (82-fach), DeLite 13mm (115-fach)

Skywatcher EQM-35PRO


30.11.24, 18:30 - 22:45 MET


Bortle 4                -/- vis. Grenzgröße                  -/- seeing

Jupiter:  Hat seine Oppositionsstellung gerade erst hinter sich und erscheint daher noch in vollem Glanz. Bei 115-fach sind sofort die markanten Wolkenbänder seiner Äquatorialzone zu erkennen. Weitere Details lassen sich zu Beginn der Beobachtung jedoch nicht enthüllen, was ich zunächst dem noch nicht abgeschlossenen Auskühlvorgang der Optik zuschreibe.

Gegen 18:55 Uhr soll Europa hinter der Planetenscheibe hervortreten. Tatsächlich werde ich den Jupitermond erst 45 Minuten später klar und eindeutig neben dem Gasplaneten erkennen könne.

Gegen 20:00 Uhr müsste der GRF leicht unterhalb SEB in Erscheinung treten. Auch die Beobachtung des GRF wird mir erst ca. 60 Minuten später gelingen. So langsam dünkt mir, dass die Beobachtungsbedingungen nicht ideal sein könnten. Ein Dunstschleier hat sich kaum merklich über den Himmel ausgebreitet. Das Seeing weist keine hohen Amplituden auf. Beugungsringe lassen sich an Sternen noch deutlich hervorrufen und dennoch sind die eizelnen Ringe deutlich ausgefranst. Balkon-Seeing schließe ich damit aus. Tubusseeing dürfte es in einem abgeschlossenen Maksutov-Cassgrain auch nicht geben. Folglich muss die Luftunruhe in höheren Schichten der Atmosphäre erzeugt werden. Der GRF müsste in einem 5-Zöller deutlich zu erkennen sein, unter normalen Umständen. In ganz seltenen Momenten, wenn die Luft kurz innehält, kann ich ihn als kleinen Punkt erkennen. Die markante rötliche Färbung nehme ich nicht wahr und schreibe das der dünnen Dunstschicht zu. Oder muss ich die Optik putzen? Tatsächlich der Meniskus ist angelaufen, ebenso das Okular. Ich muss besser aufpassen, wohin ich ausatme.

Das SEB östlich vom GRF scheint sich aufzulösen(?). Dem werde ich ein anderes Mal nachgehen.


Mars: Der Planet wird in ca. 3 Wochen seine Oppositionsstellung erreichen. Mit 13" scheinbarem Durchmesser müsste man eigentlich etwas auf der Planetenscheibe erkennen, oder? Jetzt um 21:00 Uhr steht Mars bereits in 30° Höhe über dem Horizont. Also schwenke ich das Fernrohr in seine Richtung.

Bei dem ganzen Gezappel der Luft kann ich nur etwas Weißes an der richtigen Stelle ausmachen, die nördliche Polkappe. Der Rest ist und bleibt heute strukturlos. Der Rand des Planeten erscheint selten schafr und weist manchmal Regenbogenfarben auf. Wieder putze ich Okular und Frontlinse, aber es wird heute nicht besser. Na gut, Mars läuft ja nicht so schnell weg.


M42, Orionnebel: Gegen 22:00 Uhr richte ich das Teleskop noch auf ein Paradeobjekt des Wintersternhimmels. Bei allen Vergrößerungen kann das Trapez jeweils in die vier Einzelsterne aufgelöst werden. Der Gasnebel zeichnet sich deutlich vor der Schwärze des Alls ab. Zum Aufzeigen feinerer Strukturen genügt das Seeing heute jedoch leider nicht. Dennoch ist beachtlich, was ein Instrument mit einem Öffnungsverhältnis von f/12 an einem solch hellen Deepsky-Objekt zu leisten vermag. Der MC ist eigentlich mein Mond-und-Planeten-Instrument, wenn es schnell gehen muss.


M43, De Mairans Nebula: Dieser unscheinbare Nebel, der über eine eigene Messier-Nummer verfügt, eigentlich aber noch Teil des Orionnebels ist, ist der natürliche Beifang einer M42-Beobachtung.


Epsilon Orionis: Zuletzt, mir ist es schon sehr kalt um die Nase, richte ich den MC auf den mittleren Gürtelstern des Himmelsjägers Orion, um einen Sterntest durchzuführen. Dabei sind mehrere Dinge festzustellen:

  • Die selbstgebaute Schaumstoff-Tauschutzkappe biegt sich unter ihrer eigenen Last vor das Teleskop und führt so zu einem unrunden Bild. Die Tauschutzkappe muss stabilisiert werden, möglicherweise genügt es, sie etwas zu kürzen.
  • Nachdem die Tauschutzkappe entfernt ist, zeigt sich das typische Beugungsmuster einer obstruierten Optik,  über das alle Cassegrains zwangsläufig verfügen. Die Luftunruhe "franst" die einzelnen Beugungsringe etwas aus.
  • Das Beugungsscheibchen weist jedoch noch zwei weitere Merkmale auf. 1.) Das Bild ist nicht zentrisch und ich muss mir deshalb die Anleitung des Teleskops durchlesen, um herauszufinden, mit welchen der sechs Schrauben im Tubusboden sich der MC kollimieren lässt. Warum können das nicht einfach drei Schrauben sein? 2.) In einer Radiuslinie, also ausgehend vom Zentrum der Beugungsscheibchens, weisen die Beugungsringe eine Verdickung auf. Das könnte einerseits an der mangelhaften Kollimation der Optik liegen und andererseits auch eine ganz andere, mir noch unbekannte Ursache haben. Nach der Kollimation weis ich mehr.
Zing • 25. Dezember 2024