Vier Monate NIKON Vollformat und ein Vergleich mit FUJIFILM

Eine erste Gegenüberstellung und Bilanz

Die NIKON Z5 kam vor einigen Monaten zu meiner für Außenstehende schon viel zu groß erscheinenden Kamerasammlung dazu. Die Z5 sollte die Vollformatoption werden, wenn es darum geht mit vintage lenses zu fotografieren. Das könnte zwar auch die 'Dicke Mittelformat-Bertha' im crop mode leisten. Die war mir aber oft für diesen Zweck zu schwer oder auch zu schade.
Jetzt, nach vier Monaten, habe ich genug Erfahrungen mit der NIKON Z5 sammeln können, um einen ersten Erfahrungsbericht abgeben zu können. Dieser Erfahrungsbericht ist natürlich vergleichender Natur, da mein Hauptkamerasystem weiterhin FUJIFILM-Kameras aufbaut.

Kamera:

Objektiv(e):


Filmsimulation:

Film:


sonstige Ausrüstung:

NIKON Z5, FUJIFILM GFX 50SII, FUJIFILM X-T3

diverse


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Das Bild links zeigt die Z5 in ihrer von mir definierten Domäne, der Arbeit mit adaptierten vintage lenses. Ist sie nicht schön? Ja, das ist sie, und das war auch einer der Gründe, warum ich mich für dieses Modell und die Marke NIKON entschieden habe. Die Farben von SONY gefallen mir nicht. Vergelichbare CANON-Kameras sehen einfach nicht gut aus und unterliegen in Vergleichstests meist der NIKON Z5.


Das herausragendste Feature der Z5 ist aus meinem Blickwinkel der stabilisierte Sensor. Das kannte ich bisher nur von meiner GFX50SII, die jedoch in eine ganz andere Preisklasse gehört. Die Z5 ist ja "nur" ein Einsteigermodell. Da vintage lenses meist weder über AF noch über eine eigene Stabilisierung verfügen, ist der stabilisierte Sensor der Z5 sehr wertvoll für die Arbeit mit dem "Altglas".


Der 24MP-Sensor der Z5 selbst ist, wenn man zahlreichen Test- und Erfahrungsberichten Glauben schenkt, bereits ein veraltetes Auslaufmodell. Ich sehe das jedoch anders. 24MP sind für Optiken, die in der Filmära entwickelt wurden, mehr als ausreichend. Überhaupt sind 24 Megapixel mehr als ausreichend für die meisten fotografischen Aufgaben. Mehr Pixel benötigen Fotografen tatsächlich nur dann, wenn sie Wandtapeten erzeugen wollen.


Der Dynamikumfang der Z5 ist mit geschätzten 12 Bit bzw. EV ebenso mehr als ausreichend, insbesondere für mich als JPEG-shooter; JPEG kann sowieso nicht mehr als 8 Bit.


Ich könnte also rundum zufrieden mit der Z5 sein, wenn da nicht die Kröten wären, die man NIKON-Anwender schlucken muss.




Funktionen, die für die Fotografie mit vintage-Optiken erforderlich sind

Bei der Verwendung von vintage lenses muss man manuell fokussieren. Dafür gibt es an modernen DSLM-Kameras einige nützliche Helferlein wie z.B. die elektronische Fokuslupe oder focus peaking. Bei einer FUJIFILM-Kamera kann man das focus peaking durch Andrücken des Auslösers zumindest kurzzeitig deaktivieren, um die Farben der Bildkomposition besser beurteilen zu können. Bei der NIKON Z5 geht das nicht. Das eigentlich so hilfreiche focus peaking ist, einmal aktiviert, immer an. Wenn bei Blende 11 dann alles rot ist, hilft mir das nicht weiter. Bei der Z5 verwende ich das focus peaking daher meist gar nicht.


Da ist jedoch eine Sache, die mich wirklich enttäuscht. Bei modernen Kameras kann man adaptierte Objektive ohne elektronischen Datenaustausch mit der Kamera mit Brennweite, manchmal sogar Offenblende und einem Namen registrieren. Daten wie die Brennweite der adaptierten vintage lens werden von der Kamera z.B. zur Steuerung der maximalen Verschlusszeit oder der Bildstabilisierung verwendet. Die FUJIFILM-Kameras schreiben solche Objektivdaten dann auch in den EXIF-Bereich des Bildes. So kann ich später nachvollziehen, mit welchem alten Objektiv ich das Bild aufgenommen habe.

Die NIKON kann das Schreiben der EXIF-Daten genau nicht. Was hilft mir da, dass ich bis zu 18 verschiedene Objektive in der Z5 registrieren kann, wenn ich dann doch auf einem Zettel notieren muss, welche Aufnahme mit welchem Objektiv gemacht wurde? Das war eine große Enttäuschung, zumal es für den Programmierer der Kamrasoftware vermutlich nur wenige Zeilen Code gewesen wären.

Funktion/Feature

focus peaking


Hilfreich für das Fokussieren manueller Objektive. Scharfgestellte Bereiche mit maximalem Kontrast werden in einer anderen Farbe z.B. rot dargestellt.

Die peaking-Farbe kann dabei so dominant werden, dass eine Beurteilung der Bildkomposition un-möglich wird.

NIKON


  • über Menü/i-Menü zuschaltbar
  • drei mögliche peaking-Farben
  • Belegung einer Funktionstaste zum schnellen De-/Aktivieren nicht möglich
  • solange eingeschaltet dauerhaft aktiv

FUJIFILM


  • ab X-Trans2-Sensor/-Prozessor mehrere peaking-Farben
  • durch Funktionstaste schnell und einfach de-/aktivierbar
  • eingeschaltetes focus peaking erlischt, wenn Auslöser halb durchgedrückt!

Funktion/Feature

Registrierung von Objektiven

ohne elektronische Kontakte

Ist für die Fotografie mit vintage-Optiken erforderlich. Objektive werden meist mit ihrer Brennweite registriert, um die max. Belichtungszeit oder die Bildstabilisierung entsprechend zu steuern.

NIKON


  • Registrierung von bis zu 20 Objektiven mit Brennweite und max. Offenblende
  • Brennweite wird nicht in EXIF-Daten übertragen, steht später nicht mehr zur Verfügung

FUJIFILM


  • meist Registrierung von bis zu 6 Objektiven möglich
  • Brennweite steht in EXIF-Daten zur Verfügung
  • bei höheren Modellen kann die vollständige Objektivbezeichnung abgespeichert werden

Funktionen, die für die Fotografie und insbesondere für die JPEG-Fotografie von Bedeutung sind

Der Glanzlichtalarm ist eine Funktion, die ursprünglich aus der Videografie stammt, heute aber durchaus Standard in der Fotografie ist. Meine CANON G15 oder die SONY RX100 konnten das schon vor 10 Jahren. Mit dem Glanzlichtalarm wird man vor den Ausbrennen der Lichter gewarnt, ohne das manchmal etwas ungenaue Live-View-Histogramm verwenden zu müssen. Bei allen NIKON Z-Kameras gibt es diese Feature nicht. Mit der Z5 werde ich nun öfter gezwungen, die Bildrückschau zu verwenden, um die korrekte Belichtung zu überprüfen. Flüssiger Workflow ist etwas anderes.

Der Z5 fehlt auch ein live (L)RGB-Histogramm. Kann sein, dass höhere Z-Modelle darüber verfügen. Bei FUJIFILM haben das schon die Einsteigermodelle zu bieten.

Die digitale Wasserwaage der NIKON Z5 ist schrecklich zappelig und bei Freihandverwendung kaum zu gebrauchen.

JPEG-Fotografie ist mit der NIKON zwar möglich, jedoch nicht wirklich ein Genuss. Mir war jedoch auch zuvor bewusst, dass JPEG eine Paradedisziplin der FUJIFILM-Kameras ist.

Zuletzt ein Wort zum Autofokus. Es ist leicht auf diesem Gebiet besser als FUJIFILM zu sein. Die Z5 zeigt mir an dieser Stelle wie gut Autofokus funktionieren kann.

Funktion/Feature

Glanzlichtalarm

highlight warning

Nicht nur für Filmer sondern auch Fotografen interessantes Feature. Expose to the right (ETTR) ist mit kleinen Histogrammen oft schwierig. Der Glanzlichtalarm verrät eine Überbelichtung viel besser.

NIKON


  • nicht im Fotomodus verfügbar, auch nicht bei höheren Modellen
  • erfordert häufig Bildrückschau zur Kontrolle
  • umständlicher workaround mit Nikon picture controls möglich
  • einziges Kontrollinstrument gegen Überbelichtung bleit das kleine Live-Histogramm


FUJIFILM



  • auch im Fotomodus vorhanden

Funktion/Feature

Live (L)RGB-Histogramm

live (L)RGB-histogram

Das (L)RGB-Histogramm kann sehr einfach die Überbelichtung eines einzelnen Farbkanals aufzeigen. Auf die Überbelichtung eines eizelnen Farbkanals kann vom Glanzlichtalarm nicht einwandfrei hingewiesen werden.

NIKON


  • fehlt völlig an der Z5, nur im Wiedergabemodus also nach der erfolgten Aufnahme

FUJIFILM



  • als Overlay in jedem Display-Modus zuschaltbar

Funktion/Feature

Digitale Wasserwaage


Unabdingbar, um die Kamera bei Freihandbe-nutzung ordentlich ausrichten zu können.

NIKON


  • die digitale Wasserwaage der Z5 ist einer der view modes, der unabhängig für LCD und EVF eingestellt werden kann. Das Histogramm fehlt in diesem Modus
  • die digitale Wasserwaage der Z5 verfügt über eine unzureichende Dämpfung; das wirkt sehr wackelig

FUJIFILM


  • ein künstlicher Horizont, der in jedem view mode dazugeschaltet werden kann
  • zusätzlich eine sehr präzise und angenehm ablesbare, digitale Wasserwaage, die über eine Funktionstaste beliebig ein und ausgeblendet werden kann

Funktion/Feature

JPEG-Rezepte


Möglichkeit Bildstile bzw. Filmsimulationen zusammen mit weiteren Einstellungen wie z.B. Kontrast oder Sättigung abzuspeichern.

NIKON


  • Realisierung über 9 kundenspezifisch kon-figurierbare picture controls
  • zumindest eine kleine Auswahl ist auf nikonpc.com verfügbar
  • picture controls können leider nicht mit der Weißabgleicheinstellung verknüpft werden

FUJIFILM


  • eine absolute Paradedisziplin der X-Kameras; JPEG-Rezepte können in einem von sieben custom slots des Q-Menu abgespreichert werden
  • höhere Modelle speichern zusätzlich zum Weißabgleich auch die Weißabgleichkorrektur
  • zahlreiche websites mit vielen Rezepten, z.B. fujixweekly.com


Funktion/Feature

Autofokus

autofocus


Muss man das noch erklären?

NIKON


  • Das kann selbst das Einsteigermodell Z5 in jeder Hinsicht besser; sehr hohe Trefferrate
  • bereits das Einsteigermodell erkennt Gesichter und Tiere
  • gute low light performance



FUJIFILM


  • mittelmäßige Trefferquoten
  • Präzision gering; selbst bei statischem Motiv und fest aufgestellter Kamera deutlich abweichende Fokussierergebnisse


Handhabung und Bedienung

Verarbeitsqualität und Robustheit der NIKON Z5 sind beispielgebend. Das wetterfeste Design dieser Kamera macht sie zu einem zuverlässigen Begleiter auch bei widrigen Witterungsbedingungen.

Kleine Beanstandungen meinerseits beziehen sich dann auch auf die Dinge wie die Speicherkartensteckplätze, den etwas undefinierten Druckpunkt des Auslösers oder die eingeschränkte Verwendbarkeit des Joysticks.

Von vornherien war mir klar, dass ich mich bei der NIKON eine ein abweichendes Bedienkonzept gewöhnen muss. Dennoch muss ich für meine Bedürfnisse festhalten, dass sich eine FUJIFILM-Kamera irgendwie organischer anfühlt. Bei der Z5 muss ich noch immer und sehr häufig über die Bedienung nachdenken. Vielleicht gibt sich das mit der Zeit.

Funktion/Feature

SD-Karten-Steckplätze

SD card slots


Dort steckt man die Speicherkarte rein.

NIKON


  • es muss immer in slot 1 eine Karte eingelegt sein, um fotografieren zu können


FUJIFILM


  • sofern eine Kamera über zwei slots verfügt, ist egal in welchem die SD-Karte eingelegt ist; damit ist eine Fuji immer bereit, auch wenn eine Karte gerade entnommen wurde


Funktion/Feature

Auslöseknopf

shutter release button


Echt jetzt? Der Knopf mit dem man knipst!

NIKON


  • kein Einschraubgewinde für Drahtauslöser
  • federt häufig um den zweiten Druckpunkt; es kommt zu ungewollten Mehrfachauslösungen


FUJIFILM


  • X-Kameras mit Einschraubgewinde für Drahtauslöser
  • elektronisches Auslösekabel kann auch verwendet werden
  • hohe Zuverlässigkeit


Funktion/Feature

Joystick


Viele DSLM und DSLR verfügen neben einem d-pad auch über einen joystick. Dieser kann oft mehrere Funktionen übernehmen.

NIKON


  • nur Verschiebung AF-Feld


FUJIFILM


  • primär Verschiebung AF-Feld
  • kann auch für die Navigation durch Menüs verwendet werden
  • ermöglicht bei Wiedergabe mit Zoom Navigation im Bild


weitere Aspekte

Bei NIKON dreht sich alles in die andere Richtung, so auch die Objektive im Bajonettanschluss. Der Wechsel von Objektiven ist auch nach vier Monaten noch immer eine Herausforderung für mich.

FUJIFILM-Kameras werden von zahlreichen "Testern" häufig für ihre Menüführung kritisiert. Ich konnte das jedoch niemals nachvollziehen. Wenn überhaupt, dann hat hier vielleicht CANON die Nase vorn. Aber NIKON und SONY bleiben auf diesem Gebiet für mich weiterhin die Spitzenreiter im negativen Sinne. Die Bedienungsanleitung der NIKON Z5 gehört für mich deshalb auch zu den meistgelesenen Büchern des Jahres 2024.

Bedienungsanleitung ist dann auch das Stichwort. Die deutsche Fassung enthält ein paar nette Stilblüten. So wird die Einstellung HI+ in HALLO+ übersetzt! Das JPEG-Profil FLAT, das auf eine flache Gradationskurve hinweist, wird dafür in WOHNUNG übersetzt. Schön, die Z5 kann also Wohnungen fotografieren!? Ich verwende mittlerweile ausschließlich die englischsprachige Bedienungsanleitung und an der Z5 ist die Spracheinstellung ebenfalls Englisch. So lustig das auch klingt, so bedauerlich ist es aber auch, das die Übersetzung der Bedienungsanleitung eines Produktes, das mehr als 1.000,- EURO kostet, so schlampig ausgeführt wird.

Ein letztes Wort auch zum Suchergitter. NIKON hat sich für Weiß entschieden, FUJIFILM für Schwarz. Beides erscheint unter bestimmten Lichtbedingungen sinnvoll. Dennoch frage ich mich, warum bisher noch kein Hersteller die Farbe des Suchergitters frei wählbar realisiert hat.

Ergebnis und Ausblick



Ganz oben zeige ich einige Bilder, die mit der NIKON Z5 fotografiert wurden. Es klingt vielleicht nach Eigenlob und dennoch gilt die alte Weisheit, dass der Fotograf das Bild macht und nicht die Kamera. Mit der NIKON Z5 sind mir einige sehr gute Fotografien gelungen. Auch die zuvor beschriebenen technischen Einschränkungen und Ärgernisse konnten das nicht verhindern.


Meine NIKON Z5 erfüllt ihre Aufgabe als Vintage-Lens-Fotoapparat mit einigen Einschränkungen und entlastet mich so auch vom Tragen einer schweren Mittelformatkamera. Die Misson ist erfüllt.


Dann ist da jedoch noch etwas anderes. Die NIKON Z5 ist für mich ein Werkzeug, das eine Aufgabe erfüllt. Die FUJIFILM-Kameras sind für mich hingegen mehr als ein Werkzeug. Mit einer FUJIFILM macht das Arbeiten einfach Spaß. Mit FUJI habe ich mich als Fotograf weiterentwickelt, weil mich eine FUJI inspiriert.

Das ist der NIKON Z5 bisher nicht ansatzweise gelungen.

Zing • 6. Dezember 2024