Würmwanderung - Fotowanderung
Zwischen Gräfelfing und Pasing
Mit dem Kopf bin ich noch bei dem neuen Projektauftrag, den ich gerade erhalten haben. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich plötzlich in Gräfelfing an der S-Bahnstation aussteige. In Lochham hatten meine Gedanken wohl ein Loch. Ich überlege kurz, ob ich auf die nächste Bahn warte und die Tour wie ausgedacht in Lochham starte. Dann aber besinne ich mich eines Besseren und starte von Gräfelfing. Kann ja nicht so schlimm werden.
Ein paar Meter sind es noch, bis man die Würm tatsächlich erreicht. Ich schlage mich durch das Villenviertel von Gräfelfing und bin mir sicher, dass hier das Geld wohnt. Dann aber erreiche ich endlich die Würm.
Dort, wo sie durch den Wald fließt, ist sie z.T. beachtlich weit. Immer wieder säumen Parkanlagen das Ufer der Würm. Wenn man den Lärm von Stadt, Straße und Autobahn ausblendet, dann fühlt man sich fast wie in der Natur.
Immer wieder finde ich spannende Fotomotive. Immer wieder muss ich dem Drang widerstehen die gößte Brennweite des Zooms einzustellen. Im Weitwinkel ist alles so klein! Ich muss näher ran. Zitat Robert Capa: "If your pictures aren't good enough, you aren't close enough."
Oft bedeutet "näher ran" auch die Wahl eines sehr tiefen Kamerastandpunktes. Trotz klappbarem LCD muss ich in die Knie gehen. Ich glaube, dass ich allein deshalb schon nicht so gerne mit dem Weitwinkel arbeite...
Je mehr man sich Pasing nähert, desto schöner wird die Würm. Die Parkanlagen sind nun so weitläufig, dass man die Großstadt fast nicht mehr wahrnimmt. Selbst als die Gebäude und Wohnhäuser der Würm wieder "dichter auf die Pelle" rücken, bleibt so ein wenig fluider Charme des Fließgewässers erhalten.
Dass ich Pasing und die Stadt wieder erreicht habe, bermerke ich erst, als ich beim Durchqueren eines Kinderspielplatzes in einen kleineren Drogendeal platze. Hui, können die aber schnell laufen...
Nach der Unterquerung der Bahnstrecke geht es fast auf dem direkten Weg zum Pasinger S-Bahnhof. Die Teenagerinnen vor mir auf dem Gehweg zupfen sich ungezwungen an der Hose. Ein klarer Fall von "Arsch frisst Hose"!
Zumindest scheint eine Sonne rot an diesem grauen Herbsttag, als ich sie darauf anspreche...