Visueller Beifang während einer Astrofotografie-Session

Astronomie zwischen lights, darks, flats und biases

Die letzte visuelle Beobachtung ist bis auf drei Tage nun schon sechs Monate her. Seither haben die Teleskope anstelle von Photonen lediglich Staub gesammelt. Aber diese Nacht wird alles ändern. E s ist Freitag und die Nacht soll klar werden. Ich packe die Ausrüstung für die Astrofotografie ein. Zwei lange Aufnahmeseriene > 1 Stunde habe ich mir vorgenommen. Die Zeit dazwischen ist oft fad. Deshalb kommen auch noch der kleine ED-Refraktor  und der kompakte Kosmos Sternatlas mit. Zwischendurch könnte man ja mal etwas spechteln...

Objektiv(e), Teleskop(e):

Okulare (Vergrößerung):

Montierung:


Zeit:


sky quality:

TS INED70mm/420mm

TV Panoptic 24mm (17,5)

Fotostativ, azimutal


18.08.23, 22:00 - 19.08.23, 02:00 MET


Bortle 4-5              5,7 mag vis. Grenzgröße                  -/- seeing

M71 und M27: Die Aufnahmeserie des Adlernebels (M16) läuft erst wenige Minuten. Der 70mm ED-Refraktor ist schnell aufgestellt. Ich suche den Himmel nach dem Sternbild 'Pfeil' ab. Da ist es! Ich peile über das Teleskop und möchte  eigentlich beim Kugelsternhaufen M71 herauskommen. Als ich durchs Okular schaue, erkenne ich sofort M27, den Hantel-Nebel. Immerhin ist das nicht allzu sehr daneben und immer wieder ein Highlight auch im kleinen Teleskop. M27 wird hiermit als Objekt für ein Foto mit f=1.400mm vorgemerkt.

Etwas nach Süden geschwenkt und dort erkennt man auch schon den diffusen Flecken, den der Kugelsternhaufen M71 hinterlässt. Im kleinen Teleskop könnte M71 auch glatt als offener Sternhaufen durchgehen. Eine Kugelform ist nicht offensichtlich erkennbar. Müsste man sich mal mit 8" Öffnung genauer anschauen.


NGC864 & NGC884: Ja, der Doppelsternhaufen im Sternbild Persues. Wunderschön v.a. die Farben der (Vordergrund)Sterne. Eine Sternkarte benötige ich dafür nicht. Für das nächste Objekt in unmittelbarer Nachbarschaft schon...


Stock 2: Beiname "muscle man", davon erkenne ich bei lediglich 17-facher Vergrößerung kaum etwas. Mit immerhin 4,4mag hebt sich Stock 2 deutlich vor dem Gewimmel der Milchstraße ab.

Ich versuche auch die visuelle Beobachtung von Herz- und Seelennebel (IC1805, IC1848), sogar mit UHC-E-Filter. Das aber klappt nicht wirklich...


M31, 32, 110: Mittlerweile ist die Astrokamera von M16 auf die Region um gamma Cyg umgeschwenkt worden, nachdem ich fast eine Stunde lang erfolglos versucht habe IC1396 in den Bildausschnitt zu bekommen. Als sich die Gereiztheit bei mir legt, erkenne ich das Sternbild Andromeda über mir, wie es gerade aus der Münchner Lichtverschmutzung herausarbeitet. M31 ist jetzt bereits mit bloßem Auge (mit Brille) zu erkennen. Der Blick durchs Teleskop offenbart bei geringer Vergrößerung die enormen scheinbaren Ausmaße. Auf der Stelle erkenne ich jetzt die mind. drei Vollmonddurchmesser also 1,5° große Scheibe. Das ist bereits die Hälfte der tatsächlichen Ausdehnung. Vorgemerkt für die Astrofotgrafie. Auch M32 und M110 sind mit ihren Kernregionen leicht zu erkennen. Ist lange her, dass ich die Andromenda-Galaxie so gut in einem kleinen Teleskop beobachten konnte...


M45: Spät in der Nacht sind die Vorboten des Winters nun auch nicht mehr weit. Die Plejaden sind genau das richtige Objekt für das Spazierenschauen mit einem kleinen Teleskop. Von den die Plejaden umgebenden Reflexionsnebeln kann ich jedoch nichts ausmachen.


M30: Tief im Westen (,wo die Sonne verstaubt) nimmt der Dunst bereits zu. Wie weit man da wohl gehen kann? Ich suche den Kugelsternhaufen M30 im Sternbild Steinbock auf. 'Suchen' trifft den Nagel auf den Kopf. Die wenigen Sterne in dieser Himmelsregion schaffen es kaum über die Dunstschwelle. Starhopping ist nur eingeschränkt möglich. Ich nähere mich dem verwaschenen Fleckchen aus drei verschiedenen Richtung an und lande immer wieder an der selben Stelle. M30 hinterlässt heute kaum einen bleibenden Eindruck...


Da ist auch die letzte von insgesamt 182 Aufnahmen des gamma Cyg Nebels durch. Jetzt muss ich mich um andere Dinge kümmern.


Auf die Ergebnisse der Astrofotografie sei hier verwiesen:  M16 - Adlernebel  &  IC1318 - gamma Cygni Nebel


...denn wie immer sagt ein Bild mehr als tausend Worte im visuellen Beobachtungsbericht!

Zing • 18. August 2023