Test - LAOWA FF SHIFT 20mm F4.0
Eine Kirche ohne stürzende Linien...
Auf dem Weg zur Kirche komme ich an drei unscheinbaren Birken vorbei. Diese spiegeln sich heute, nach den Regenfällen der letzten Tage, in einer Pfütze, einer riesigen Pfütze. Die 20mm Brennweite des LAOWA-Shift-Objektivs entsprechen an der 'Dicken Bertha' einem Kleinbildäquivalent von 16mm. Als ich die Kamera ans Auge hebe, verschwinden die Birken irgendwo in der Bildmitte. Dafür kann man jedoch den Vordergrund, ein Grasbüschel in der weiten Wasserfläche, besser akzentuieren.
Da stehe ich nun vor St. Kastulus auf dem großen Vorplatz zu Kirche und Friedhof. Eine Komposition mit der Sonne im Rücken funktioniert leider gar nicht. Der Schatten von Stativ und Kamera wäre immer im Bild. Endlich habe ich etwas gefunden, das funktionieren könnte. Ich bringe die Kamera in die Waage und shifte die Linse nach oben bzw. den Sensor relativ zum Objektiv nach unten. Die Kirchturmspitze schafft es gerade noch in das Bild. Die ISO wird auf höchstens 200 eingestellt, der Stabilisator des Sensors wird ausgeschaltet und der Selbstauslöser auf 2 Sekunden eingestellt. Ich arbeite mit Blendenvorwahl und probiere jeweils mit 11, 16 und 22. Später wird sich zeigen, dass Blende 22 bereits zu Beugungsunschärfe führt. Der Unterschied zwischen Blende 11 und 16 ist hingegen nicht so groß. Bei Blende 16 gewinnen die extremen Ecken des Bildes etwas mehr Definition, aber das ist schon nahe am 'pixel peeping'.
Hinter der Kirche werde ich nochmal fündig. Im Hochformat fügt sich St. Kastulus in die umliegenden Bäume ein. Beim maximalen Shift von 11 Millimetern werden die oberen Ecken später sehr viel Nachbearbeitung von mir fordern. Aber auch dort lassen sich Details herausarbeiten, obwohl die Optik eigentlich nur für das Vollformat konstruiert wurde und die extremen Ecken bei maximalem Shift im digitalen Mittelformat laut Hersteller nicht mehr nutzbar sein sollen.
Nun, das wird mein bestes Bild am diesem Tag. Danach kommt nur noch ein Strommast...
Bei der Sonderausgabe der zinglogs zum Thema "Tilt & Shift" sollte ich vlt. versuchen eine Aufnahme ohne Shift der mit Shift gegenüberzustellen, um den Sinn und Zweck des Shiftens besser zu verdeutlichen. Man könnte das Bild mit den stürzenden Linien auch am Rechner entzerren und so die Nachteile der digitalen Entzerrung aufzeigen...