SST Hochfluder und Zunteregg

Es ist aussichtslos!

Die Alpen, zumindest der von München aus schnell erreichbare Teil der Alpen, wird mir langsam zu klein. Bei den Schneeschuhtouren ist nicht mehr viel übrig von Frau Weckers Münchner Schneeschuhbüchlein. Nun könnte ich ja eine Wiederholung starten. Nein, darauf habe ich auch keine Lust.
In Frau Weckers Buch finde ich noch etwas in der Leutasch. Das ist für mich schon eine längere Autofahrt, aber wenigstens keine Wiederholung: Tour Nr. 37 auf das Zunteregg.

Eine Recherche ergibt, dass es sich um eine längere Tour durch den Wald handelt, die aber auf einer recht aussichtsreichen Lichtung nahe dem Zunteregg enden könnte. Wenn dem so wäre, dann würde sich das dafür bereits lohnen.
Zudem soll es heute nach etwas Neuschnee in der Nacht zuvor bereits mittags aufklaren.

geografische Einordnung:


erreichte Gipfel:

weitere Wegepunkte:

Talort(e):


Schwierigkeiten:

Höhendifferenz Aufstieg/Abstieg:

Distanz:


Zeitbedarf inkl. Pausen:

Wettersteingebirge - Arnspitzgruppe


Hochfluder 1.691m, Zunteregg 1.682m

-/-

Leutasch - Weidach


Wandern: -/-       Klettern UIAA: -/-        Klettersteig: -/-         Schneeschuhe: WT2 (LWS2)

610 m / 610 m

12,3 km


05h10m

Ich habe schlecht geschlafen. Beim Überprüfen der Ausrüstung habe ich gestern Abend nocch festgestellt, dass ich meine Verbundkarte gestern in der Kletterhalle habe im Spind stecken lassen. Solche Ungeschicklichkeiten können mir den Tag noch immer versauen, ganz egal wie viel Lebenserfahrung da ist. Versagen beginnt ja meist mit nachlassender Aufmerksamkeit...


Die Fahrt führt über eine winterliche A95. Ich falle auf der rechten Spur zurück. Entweder habe ich die falschen Reifen aufgezogen oder den schlechteren Schutzengel im Gepäck. Ab der grenze wird es dann noch wilder. Die B177 ist noch nicht geräumt. Schnell geht da gar nichts. Nach dreieinhalb Stunden erreiche ich endlich den Ausgangspunkt nahe Weidach in der Leutasch. Und wieder denke ich an die blöde Kletterhallenkarte...


Die Tour zum Zunteregg ist eine Streckenwanderung. Die 600 Hm müssen auf einer Strecke von 6 km erklommen werden. Die durchschnittliche Steigung beträgt damit 10% oder tan(0,1) = 5,7°. Bei geringen Steigungen ist Schneeschuhgehen echt anstrengend. Ich mag da lieber die rassigen, steilen Anstiege, bei denen man schnell höher kommt. Aber heute kann ich es nicht ändern. Also schleppe ich mich auf einer eingeschneiten Spur durch den aussichtslosen Wald.

Frau Wecker gibt für die einfache Strecke einen Zeitbedarf von 3 Stunden an. Als ich auf dem Weg zum Hohen Sattel nach rechts zur Hochfluder abbiege, habe ich davon erst zweieinviertel Stunden verbraucht. Ich frohlocke und übersehe dabei, dass hier der gespurte Schneeschuhtrail endet. Durch tiefen, haltlosen Schnee wate ich in unüberschichtlichem Gelände zur Hochfluder. Auf diesem Gipfel sieht man vor lauter Bäumen nur noch Wald. Also schnell weiter zum Zunteregg!

Als ich endlich das Ziel der ganzen Mühe erreiche, sind zweidreiviertel Stunden herum. Und der Himmel ist zugezogen. Es beginnt wieder zu schneien. Die Aussichtslichtung nördlich des Zunteregg kann ich zwar erkennen, aber ein Abstieg dorthin lohnt heute aus zwei Gründen nicht:


1. Die Latschen sind noch nicht richtig eingeschneit. Manchmal schnellen Äste zwischen den beiden Schneeschuhen unvermittelt empor. Auaaaaaaaaaaaaa!

2. Das Wetter ist schlechter als erwartet und die Sichtweite beschränkt sich auf die nähere Umgebung um das Zunteregg herum.


Schlinge etwas Tee hinunter und trinke dazu ein kaltes Käsebrot. Lange mag ich hier nicht bleiben. Meine Finger und auch der ganze Rest von mir kühlen sehr schnell aus. Nach dieser Pleite will ich eigentlich nur noch schnell nach Hause bzw. in die Kletterhalle, um den Schmarn mit der Karte aus der Welt zu schaffen.

Ich wähle eine Variante und steige nach Süden ab. Zumindest die kurze Etappe auf der ungespurten Forststraße bietet noch etwas Weitblick.

Später unten im Wald sind die Ausblicke nur noch lückenhaft. Die rasche Wetterbesserung hätte es jetzt auch nicht mehr gebraucht. Zu allem Unnutz stolpere ich in leichtem Gelände auch noch über meine eigenen Schneeschuhe und lande im Schnee. Die Kamera steckt das besser weg als ein entnervter Zing.


Die Tour Nr. 37 kann ich nicht empfehlen, und mag der Ausblick bei schönem Wetter noch so schön sein. So viel Langeweile bis zum Gipfel muss ich nicht mehr wiederholen.


Wenigstens sind die Straßen jetzt geräumt und ich komme schnell zur Kletterhalle. Meine Karte hat man gefunden und gleich gesperrt. Ich bekomme kostenlos ein neues Exemplar ausgestellt. Das Restguthaben in Höhe von 12,80 EURO ist auch noch vollständig erhalten. Warum mache ich mir eigentlich so einen Kopf?


Zing • 3. Januar 2025