RAW oder JPEG?

Kommt es tatsächlich auf den Dateityp eines Fotos an?

Vor einigen Tagen telefoniere ich mit dem FUJIFILM-Techniker in Kleve. Meine X100V ist endlich wieder hergestellt und auf dem Weg zu mir. Wir kommen noch ein wenig ins Gespräch. Dabei erzähle ich auch von der neuen NIKON Z5 und davon, dass der JPEG-Prozessor der FUJIs doch unschlagbar ist. Mit der Aussage, dass ich eigentlich 95% meiner Arbeit nur als JPEG absolviere, disqualifiziere ich mich jedoch völlig als ernstzunehmender Fotograf. Man solle immer RAW fotografieren, und wenn schon JPEG dann immer mit RAW, damit misslungene Aufnahmen viel besser gerettet werden können. Das Argument, JPEGs seinen schon fertig und bedürfen keiner Nacharbeit, zählt nicht. Mit RAW brauche man nur ganz wenig Nacharbeit, um schnell in Lightroom zu den korrekten Ergebnissen zu kommen.
Ich fühle mich nach diesem Gespräch ziemlich klein und das Thema beschäfftigt mich noch Tage später, also auch heute...

Kamera:

Objektiv(e):


Filmsimulation:

Film:


sonstige Ausrüstung:

NIKON Z5

ASAHI PENTAX Super-Multi-Coated TAKUMAR 1:1,8 55mm


PORTRA 6250K (die NIKON-Version)

-/-


Polarisationsfilter

Macht mich wirklich erst die Speicherung meiner Fotografien im RAW-Fortmat zu einem richtigen Fotografen? Würde dann ein verlustfrei komprimiertes RAW-Bild auch noch als Insignie eines echten bzw. wahren Fotografen durchgehen? Mein sicherlich wohlwollender Kritiker hat wahrscheinlich auch noch nie eine meiner Aufnahmen gesehen. Denn wer könnte schon so genau sagen, ob meine Bilder die Ergebnisse eines RAW-Bildes oder eines simplen JPEG sind? Bei einem Fotowettbewerb sollte das Dateiformat letztendlich keine Rolle spielen. Was wäre das für ein Wettbewerb, in dem nur RAW-Bilder und womöglich nur vom Vollformatsensor erlaubt wären? Man würde damit auch den vielen Handy-Fotografinnen Unrecht tun, die ja zu JPEG gezwungen werden und dennoch wertvolle Bilder mit Erinnerungswert und persönlichem Bezug kreieren.


Nein, ich stehe zu meinen JPEGs und vieles spricht dafür:


- 100 Bilder von der Bergtour sind nach 5 Minuten fertig, um verteilt oder einfach angeschaut zu werden.

- Mit den modernen DSLM - besonders mit denen von FUJIFILM - verkacke ich nur noch ganz wenige Bilder.

- Auch JPEGs lassen sich in engen Grenzen noch anpassen z.B. hinsichtlich Weißabgleich, Tonkurve oder Aufhellen der dunklen Bildbereiche.

- JPEGs verbrauchen viel weniger Speicherplatz. Mit der X-T3 kann ich >4.000 JPEGs nach Hause bringen, bevor die SD-Karten wieder formatiert werden müssen.

- Verschiedene JPEG-Rezepte können vor Ort ausprobiert werden.

- Seit ich fertige JPEGs produziere, fotografiere ich mehr und werde dadurch besser, oder zumindest gefallen mir meine Bilder besser.


Und was ist mit den 5% RAW?


Tja, in der Astrofotografie sind RAWs alternativlos. Und bei ganz wenigen, sehr wertvollen Jahrhundertaufnahmen speichere ich zusätzlich noch ein RAW. Die hab ich zwar noch nie wirklich benötigt, aber ich muss auch auch im Altersheim noch eine Beschäftigung haben...


Heute gehe ich erstmal mit der NIKON los und fotografiere JPEGs mit einem Picture Control, das meiner Interpretation von KODAK PORTRA 400 sehr nahe kommt. Im deutsche Referenzhandbuch zur Z6 finde ich dann auch noch zwei weiter Übersetzungs-Schmankerl:


Die voreingestellten Picture Controls der Kamera lauten auf Englisch: STANDARD - VIVID - MONOCHROM - PORTRAIT - LANDSCAPE - FLAT.

Im deuschen Referenzhandbuch wird daraus dann:                                    STANDARD - LEBHAFT - SCHWARZWEISS - PORTRAIT - LANDSCHAFT - WOHNUNG.


Auf Basis voreingestellter Picture Controls kann man nun eigene customer specific picture controls in 9 different destinations abspeichern. Die deutsche Übersetzung dazu lautet dann folgerichtig: Kundenspezifische Bildkontrollen in 9 verschiedenen Reisezielen!


Ich mach jetzt mal meinen Fotospaziergang zu Ende und speichere danach noch die Wohnung in einem Reiseziel!

Zing • 5. August 2024