Kopenhagen - Kapitel 16
Die dänische Staatsbahn
Kopenhagens S-Bahn, der S-Tog, war und ist ein pausbackiges Gefährt. Der S-Tog schaut aus, als hätte ein Hamster nach dem Zahnarztbesuch die Watteröllchen im Unterkiefer vergessen. Andererseits ist der S-Tag gerade dadurch in seinem Inneren erstaunlich geräumig. Die Sitzreihen sind großzügig dimensioniert. Selbst zu Hauptverkehrszeiten herrscht kein Gedränge. Großzügig Abteile für Fahrräder gab es schon damals.
Innerlich und äußerlich ist die Zeit am S-Tog jedoch nicht spurlos vorübergegangen. Das Interieur ist schon arg ranzig. Neue Sitzbezüge und eine Grundreingung könnten den S-Tog aufwerten. Viel wichtiger aber ist, dass der S-Tog zuverlässig und pünktlich seine Arbeit verrichtet, und das auch noch nach mehr als 20 Jahren. Der Münchener S-Bahn sagt man nach, sie sei über die Jahre hinweg marode geworden. Was können wir von Kopenhagen lernen, liebe S-Bahn München?
Der Bahnhof hat eine seltsame Wirkung auf mich. Das ist zum einen die große, hohe Haupthalle, die Quer zu den Gleisen verläuft, und zum anderen die enge, dunkle Welt darunter. Irgendwie stimmen die Proportionen nicht. Die Haupthalle ist mehr als ein künstlicher Himmel ein ganzes Universum aus Streben, Bögen und Fenstern. Die Abgänge zu den Gleisen sind hingegen dunkle, unscheinbare Löcher, die kaum Lust auf eine Reise mit der Bahn machen. Unter dieser unproportionalen Welt befinden sich dann noch die dunklen, abweisenden Katakomben, die unter den Bahngleisen eine Verbindung zur METRO-Station schaffen.
Nochmal zur Haupthalle: Die verliert viel von ihrer Wirkung durch die Aufstellung zahlreicher Laden-Container. Der ehemalige Raum für Bewegung und Begegnung ist einem dicht gedrängten Chaos gewichen. Der Zweck ist erfüllt, die Schönheit verschwunden.