Kopenhagen - Kapitel 14

Die heimliche Fahrradhauptstadt

Es ist ähnlich wie damals in Münster. Ich steige aus dem Zug aus und werde fast von einem Radfahrer überfahren. Hätte man mich vor meiner Reise nach Kopenhagen gefragt, welche Stadt die Metropole der Zweiräder ist, dann hätte ich wahrscheinlich Amsterdam vermutet.
Einmal Kopenhagen und ich bin wieder etwas schlauer geworden.

Kopenhagens Bürger (ja auch die weiblichen ohne Gendern) sind fit und schlank. Kopenhagen ist sportlich. Das fällt mir besonders an den Radfahrern auf. Hier wird noch selbst in die Pedale getreten. E-Bikes mieten nur Touristen. Ja, werden manche jetzt sagen, Kopenhagen ist ja auch platt. Das stimmt aber nur bedingt. Mir fallen die straffen Oberschenkel der Kopenhagenerinnen besonders an den Auffahrten zu den vielen Fahrradbrücken auf!


Straßen, Wege und Brücken ausschließlich für Radfahrer sind das Geheimrezept Kopenhagens. Auf diese Weise werden nämlich Auto- und Fahradverkehr voneinander entkoppelt. Beide Verkehrssysteme profitieren davon. Trennt man beide, dann läuft es bei beiden schneller und flüssiger. Als Autofahrer muss man nicht ewig hinter einem Radler herzockeln, weil man innerorts die 1,5 Meter Sicherheitsabstand sonst nicht einhalten könnte. Der Radfahrer hingegen kann ganz ungezwungen abbiegen oder auch andere Radfahrer überholen.

Und verlaufen dann die Wege von Autos und Fahrrädern doch einmal gemeinsam, dann ist alles wohl durch getrennte Ampeln für Autos, Fahrräder und Fußgänger geregelt.


Tja, Fußgänger. Als solcher hat man es in Kopenhagen oft schwer. Eine Fahrradautobahn im Berufsverkehr zu überqueren treibt mir den Schweiß auf die Stirn...


Und trotzdem liebe Verkehrsplaner, von Kopenhagen könnt ihr noch etwas lernen.


Zing • 30. September 2024