Einen Sonnenuntergang wie E. Haas fotografieren
Was man vom Meister lernen kann
Wenn ich auf die Fotografien der letzten Jahre zurückblicke, dann erkenne ich meine Tendenz zur Überbelichtung. High key rules! Die Düsternis der Diafotografie hatte ich schon lange vergessen, bis zu diesem Moment mit den zarten Wolken am dunklen Himmel. Intuitiv stelle ich die Belichtungskompensation wieder auf +1,0EV. Schön sieht das im EVF aber nicht aus. Ich drehe das Rad in die komplett andere Richtung. Die Einstellung landet bei -1,3EV. Das Histogramm füllt sich gerade bis zur Mitte. Helle Töne fehlen völlig. Das Bild gibt jetzt jedoch die Dämmerungsstimmung korrekt wieder.
Ich erinnere mich plötzlich an das Regelwerk der Diafotografie: "Immer eine halbe Stufe unterbelichten" und "auf die Lichter messen!"
Einer, der die Farbfotografie auf Diafilm zur Blüte getragen hat, war Ernst Haas. Fragt man einen Amerikaner heute nach den Wegbereitern der Farbfotografie, dann ist sein Name fast vergessen und es fallen Namen wie William Eggleston oder Saul Leiter. Ernst Haas war deren Epoche jedoch um gute 10 Jahre voraus. Ernst Haas stand nur Kodachrome mit entsprechend geringen Filmempfindlichkeiten (25 o. 64ASA) zur Verfügung. Oft lag es in der Natur der Motive und der verfügbaren Technologie, dass Belichtungszeiten reduziert werden mussten, um Verwackler zu vermeiden. Und so entstanden die herrlich gedeckten Fotografien mit reichlich tiefem Schwarz! Mein Foto vom Dämmerungshimmel könnte auch aus der Kamera von Haas stammen...
Wer ist eigentlich Ernst Haas? Gegenfrage, wer kennt die Bilder des Marlboro Mannes? Mehr gibt es übrigens
hier zu sehen...