Buchbesprechung - Starship - Verloren im Weltraum -
Solide Science Fiction von Brian Aldiss
Nach einigen Versuchen verschiedene SciFi-Autoren auszuprobieren, hatte ich endlich ein glückliches Händchen und bin auf Brian Aldiss gestoßen. Mit seinem Roman STARSHIP nimmt Aldiss die Leser mit auf eine Expedition durch etwas, das sich erst im Verlauf der Geschichte als Generationenschiff entpuppt. Wer jetzt schon mit den Augen rollt und so eine Geschichte als "kalten Kaffee" abtut, weil das Konzept eines Generationenschiffs ja seit Kampfstern Galactica oder Star Wars schon lange bekannt sei, der sollte in Demut versinken und für immer schweigen: Brian Aldiss hat sich seine Geschichte vom STARSHIP bereits 1958 ausgedacht!
Das war es auch, was mich zunächst überrascht hat. Aldiss hatte bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt ein sehr konkrete Ahnung davon, was für eine lange Reise durchs All erforderlich ist: Hydroponik, künstliche Schwerkraft, die Aufrechterhaltung von Tag-Nacht-Zyklen und sogar Quantencomputer! Das ist insofern beachtlich, als dass Aldiss 1958 schon sehr nah an den avantgardistischen Konzepten der bemannten Raumfahrt dran gewesen sein muss und zugleich über eine solch lebhafte Phantasie verfügt hat, um sogar die kühnsten Ideen der Wissenschaftler noch zu übertreffen.
Aldiss beschreibt die Entdeckungsreise von Roy Complain durch ein gigantisches Raumschiff, dessen tatsächliche Dimensionen sich dem Leser zunächst nur wage anhand der Anzahl von Decks und Ebenen erschließen. Ein Spaziergang ist diese Reise durch das Raumschiff für Roy auf keinen Fall. Es lauern Gefahren und seltsame Wesen in der Dunkelheit. Alles wird von undurchdringlichem Grün überwuchert.
Aber Roy Complain geht nicht nur auf eine Reise durch ein Raumschiff. Zu Beginn weiß unser Protagonist nicht einmal, dass er sich auf einem Raumschiff befindet. Diese Erkenntnis und weitere Entdeckungen ergeben sich für Roy und den Leser erst im Verlauf der Geschichte. Wie muss es sich anfühlen, wenn man zuvor noch nie den Sternenhimmel gesehen hat und dann endlich eines der sehr wenigen Fenster eines Raumschiffes erreicht? Roys Expedition ist nicht weniger als eine Reise zur Erkenntnis. Roy erhält eine Antworten auf die die dringensten Fragen eines jeden Menschen: Woher komme ich, wohin gehe ich und warum das alles?
STARSHIP ist ein sehr spannendes Buch. Aldiss schafft es immer wieder und in immer schnellerer Abfolge den Spannungsbogen neu aufzuziehen, und das bis ganz zum Schluss. Es ist mir sehr schwer gefallen, das Buch aus der Hand zu legen. Einzig ganz zum Schluss wird die Geschichte ein wenig zu schnell. Die Handlungslogik leidet etwas darunter. Dennoch hält der Schluss ein paar unerwartete Wendungen bereit. So kommen z.B. die während der gesamten Erzählung nahezu beiläufigen Aussagen über den Tag-Nacht-Zyklus zu einer ganz überraschenden Auflösung!
Das Buch hat mir viel Spaß bereitet. Vom Zing gibt es dafür 4 von 5 möglichen Lesesternen.