Bergwanderung Gassler Berg
Noch eine "Schlechtwettertour" mit Deutschlandticket
Mir steht der Sinn nach einer Überschreitung von Gmund nach Tegernsee. Zuvor möchte ich dann auch noch das Nordufer des Tegernsees erkunden, weil man dort sonst immer nur schnell mit dem Auto vorbeifährt.
Als ich in Gmund aus dem Zug aussteige, ist die Sonne gerade noch nicht aufgegangen. Der Zugang zur Uferpromenade ist schnell gefunden. Dort reihe ich mich in den Reigen der "frühen" Gassigeher mit ihren blöden Kötern ein. Viele Schilder erklären den Gassigehern, wie mit den Hinterlassenschaften der Vierbeiner zu verfahren ist. Einige können jedoch scheinbar nicht lesen, also die Hundehalter*innen, die Köter ja sowieso nicht...
Es ist frisch und kalt, das Licht noch fahl. Übermotiviert fotografiere ich was das Zeug hält, um erst später festzustellen, dass im ersten Sonnenlicht alles viel schöner erscheint. Zum Glück ist der der Weg entlang des Nordufers nach Kaltenbrunn ein Rundweg mit Rückfahrticket.
Im Strandbad bellt eine furchterregende Bestie, die mit der Leine an einem der Stege befestigt ist. Die Besitzerin hockt daneben und hat nur Augen für ihr Handy. Armer Hund!
Der Schlenker am Nordufer des Tegersees hat mich doch zwie Stunden gekostet! In einem günstigen Moment, die Ampel ist gerade grün, husche ich durch die sich ergebende Lücke in der Blechkarawane, die sich vermutlich vom Stachus bis zum Achenpass erstreckt.
Der Weg von Gmund zum Gassler Berg führt durch Gasse (aha!). Kein Land für Wanderer. Hier regieren immer noch Autos und Traktoren, und mehr als einmal muss ich Platz machen. Keine Spur von "Vergessenen Pfaden". Am Wanderparkplatz finde ich auch einen Grund dafür.
Hier beginnt auch der nordseitige Aufstieg auf die (völlig überschätzte) Neureuth. Ich habe wenig Hoffnung auf ein wenig Ruhe, doch dann zweigt mein Weg ganz plötzlich von der breiten Forststraße nach links ab. Der Reiz des Gassler Berges erschließt sich mir bereits nach wenigen Metern auf dem steilen und alten Bergweg. Noch wärmer wird es als ich die Freifläche der Berger Alm betrete. Die Sonne dampft den Schweiß des steilen Anstiegs aus der Daunenjacke.
Ich wechsle nach links auf den "Gipfelgrat" zu einem der Aussichtspunkte nach Norden. Das ist München und auch der Taubenberg. Und von der Wiese unterhalb des Gipfels hat man einen schönen Blick auf die Bayerischen Voralpen, der sogar einen Zipfel der fernen Benewand freigibt.
Der eigentliche Gipfel des Gassler Berges liegt im Wald und muss nicht nochmal wiederholt werden. Für die stille Wiese mit dem sonnigen Ausblick würde ich jedoch bestimmt nochmal zurückkehren. Ganz untypisch finde ich sogar die Ruhe, mich auf einem Stein niederzulassen und mir einfach die Sonne aufs Hirn scheinen zu lassen...
Der Rückweg bzw. Weiterweg nach Tegernsee erfolgt in vielerlei Hinsicht im Schatten der Neureuth. Menschengruppen bewegen sich im Breitkeil auf den Wegen und lassen dem einzelnen Bergwanderer kaum Platz zum Vorbeischlüpfen. Hunde wollen nur spielen und schnüffeln unter Grollen an meinem Sack. Gegrüßt wird schon gleich gar nicht mehr. Man wird blöde angeschaut. Hör ich da etwa Russisch?
Ich mag Menschen jeden Tag ein bisschen weniger. Vielleicht ist Hubert Aiwanger doch der bessere Menschenfreund...