Bergwanderung extrem - Zirmgrat
Die Pollen fliegen wieder!
Der Alatsee ist schnell vom Parkplatz am nördlichen Rand von Vils erreicht. Gerade eine viertel Stunde bin ich unterwegs. An dem bisschen See vertrödle ich dann aber gleich viel Zeit, weil im Licht der Morgensonne alles so schön schimmert. Die Zeit der Purpur-Schwefelbakterien ist scheinbar noch nicht gekommen.
Der Aufstieg zur Salober Alm ist steil und ganz schnelle kommen mir die ersten Mountainbiker vom Frühschoppen entgegen. Ich verzichte auf ein flüssiges Frühstück. Lieber mache ich noch den Schlenker zum berühmten Vierseenblick. Leider werde ich heute um anderthalb Seen betrogen. Der Forggensee ist um diese Jahreszeit noch nicht randvoll. Der Bannwaldsee versteckt sich im Schatten der Trauchberge. Somit bleiben nur Weißensee und Hopfensee als vollständige Gewässer übrig. Am Horizont zeigt sich der Auerberg.
Nach vielem Trödeln - drei Fotoapparate heischen um einen Anteil an meiner ungeteilten Aufmerksamkeit - muss endlich etwas vorwärts gehen. Keuchend und verschwitzt erreiche ich den Gipfel des Salober, der mit einer Sitzbank im Schatten aufwartet. Nur wenige Meter weiter wird dann aber der Blick frei auf Vils und bis nach Pfronten und weiter ins Allgäu. Der Weg ist breit und bequem. Die Tour ist sicher bald herum. Die olle Burgruine ist nur noch ein paar Meter entfernt...
Der Wanderweg taucht nach rechts in den Wald ab. Da würde ich ja Höhe verlieren! Doch dann zweigt ein schwacher Pfad zum Zwölferkopf vom breiten Wanderweg ab und das Abenteuer beginnt...
Der dünnen Pfadspur ist oft schwierig zu folgen. Manchmal geht es direkt über dem Abgrund weiter. Einige Schrofenpassagen verlangen nach der Zuhilfenahme der Hände. Und dort haben sie sogar ein Drahtseil angebracht! Ich krabble über umgestürzte Bäume und taste mich vorsichtig über ausgewaschene Waldhänge hinunter bis zum breiten Wanderweg. Das kurzweilige Abenteuer ist leider schon wieder vorüber.
Noch ein Aufschwung bis zur Burgruine Falkenstein, die Ludwig II. genügend Inspiration für eine weiteres, ruinöses Bauprojekt geliefert hat, das dann, je nach dem wie man es betrachten mag, leider oder glücklicherweise nicht zustande gekommen ist.
Wer hat eigentlich den Weißabgleich am Fotoapparat verstellt? Alle Bilder sind plötzlich so gelb! Als ich auf der Aussichtsplattform der Burgruine stehe, wird mein Denkfehler offensichtlich. Jede Windböe treibt große Pollenwolken aus den Fichtenwäldern heraus. Überall haften die Fichtenpollen nun an. Auf dem schwarzen Metallgehäuse der Kamera sieht man sie deutlich. Auch am verschwitzten Rand der Schiebermütze kleben sie bereits. Wenn man sich jetzt noch vorstellt, dass die klebrigen Pollen nichts anderes als das Sperma von Bäumen sind...