Bergtour Auracher Köpferl und Hirschgröhrkopf
Fast unterschätzt!
Vom Bahnhof Fischbachau bis zum Auracher Köpferl hatte ich mir 1:45 Stunde ausgerechnet. Deshalb staune ich nicht schlecht, als direkt vor meiner Zugtür der Wanderwegweiser anhält und 2:15 Stunden anzeigt. Zudem ist das Ziel mit einem schwarzen Punkt versehen. Im Rahmen meiner unzureichenden Planung hätte ich nur mit maximal dukelblau gerechnet. Was da wohl auf mich zukommt, sofern ich den Weg überhaupt ohne Navi finde?
Die Orientierung fällt jedoch leicht. Die Hinweisschilder zum Auracher Köpferl sind zahlreich und stets mit einer Zeitangabe versehen. Immer wenn dann 15 Minuten innerhalb von fünf Minuten absolviert werden, stelle ich fest, dass meine Raum-Zeit-Berechnung gar nicht so falsch gewesen sein kann. Nur an dem schwarzen Punkt habe ich noch zu knabbern. Bisher sind es alles nur breite Wege, ja manchmal sogar Forststraßen. Die Schwierigkeit T1 wird meist kaum überschritten.
Der Wegweiser zeigt nun nach rechts in den Wald. Die Spur ist schmal und unter dem dichten Laub nur schwer auszumachen. Es sollen nur noch 30 Minuten sein! Wann wird das denn jetzt mal eine schwarze Tour?
Dann endlich stehe ich vor ein paar Felszacken im Wald. Hier muss Hand angelegt werden. In ganz leichter Kraxelei geht es über ein paar Felsen direkt auf dem jetzt schmaler werdenden Grat nach oben. Das macht Spass! Nach 1:30 Stunde stehe ich dann auf dem Gipfel des Auracher Köpferls. Ich muss zugeben, dass ich mir die Tour noch deutlich leichter vorgestellt hatte. Ich wollte das sogar schon im Winter, bei Schnee probieren. Der SO-Grat wird bei Schnee jedoch kaum möglich sein. Aussicht? Nun der Blick in die Karte verrät bereits, dass man daran keine zu großen Erwartungen knüpfen sollte. Durch lichte Bäume sind Breitenstein und Brecherspitz auszumachen. Das war's dann auch schon.
Dann kommt noch überraschend ein Ehepaar von der Anderen Seite dazu. Wir kommen ins Gespräch. In Richtung Hirschgröhrkopf gehen wir gemeinsam. Die beiden haben eine echte Wanderkarte auf Papier dabei! Das ist mein Navi-Ersatz. Kurz vor dem Hirschgröhrkopf trennen sich dann aber auch schon wieder unsere Wege. Die beiden möchten schnell zum Gipfel und ich brauche den Abstecher nach NW, um etwas freien Blick zu erhaschen. Ich würde die beiden ja später eh wieder einholen, glauben die...
Der Abstecher hat sich gelohnt. Der lange Rückweg und Aufstieg zum Hirschgröhrkopf dagegen weniger. Aussicht gibts hier keine. Den südseitigen Abstieg aus meiner Screenshotkarte finde ich auch nicht. Jetzt wäre es sicher leicht gewesen, einfach umzukehren und auf breiten Forstwegen gen Schliersee zu spazieren. Ich wäre aber kein richtiger Zing, wenn ich nicht mit dem Kopf durch die Wand bzw. durchs Unterholz brechen könnte. Da unten muss ein Weg verlaufen!
Der Hang ist hier ca. 45° steil. Wenn es dumm läuft, dann treffe ich erst wieder am Bergfuß auf die Zivilisation. Könnte dieses aufgewühlte Laub dort etwa der Weg sein? Bestimmt nur ein Wildwechsel. Die Bäume werden immer dichter. Der Punkt, an dem eine Umkehr noch leicht gewesen wäre, ist schon längst überschritten.
Hätte ich doch jetzt bloß ein funktionierendes Navi dabei. Handy? Ihr Schlauheimer! Google zeigt einen roten Punkt im Nirgendwo. Die nächste Landmarke ist die Bundesstraße zwischen Neuhaus und Bayrischzell. "Willkommen in Österreich." Hä? Mist!
Ich stelle mich auf einen sehr langen Tag ein, der möglicherweise mit einer Hubschrauberrettung enden könnte. Doch dann sehe ich, nur drei Meter entfernt, eine schmale Hangstufe unter dem dichten Laub. Es ist der Weg, der mich früher oder später nach Schliersee führen wird.