Astrofotografie IC1396

Die große Wolkenlücke bis zum Schlechtwetterwochenende

Die Nächte der vergangenen Woche waren nicht gerade für die Astrofotografie geeignet. Immer wenn die Bedingungen halbwegs brauchbar erschienen, kamen entweder Cirren dazwischen oder die S-Bahn München sowie der MVG hatten meine Heimfahrt verbockt.

Heute ist es anders. Vor dem Schlechtwetterwochende fegt ein trockener, warmer Südwestwind alle Wolken und jeglichen Dunst weg. Vielleicht finde ich heute ja endlich IC1396. Letztes Mal hatte ich dabei so meine Schwierigkeiten und musste in den Schwan ausweichen...

Objektiv(e), Teleskop(e):

Kamera:

Montierung:

Guiding:

Belichtung:


Objekte:


Bildbearbeitung:

Canon EF-L 200mm f/2.8 @ f/2.8

Canon EOS 750Da @ ISO800

Skywatcher EQM-35PRO

-/-

120 lights á 60s        30 darks á 60s         30 flats          30 biases


IC1396, µ Cephei


Fitswork, Starnet++, Photoshop Elements, CaptureOne

In nur 20 Minuten sind Montierung und Kamera aufgebaut, auf den Polarstern ausgerichtet und einsatzbereit. Ein persönlicher Rekord! Zur besten Tagesschauzeit beginne ich mit der Suche nach IC1396...


Die Montierung steht auf "kurzen" Beinen, um dem Wind wenig Angriffsfläche zu bieten. Deshalb muss ich auf die Knie oder in die Hocke, wenn ich durch das Sucherfernrohr schaue. Ich taste mich von Deneb aus durch das Sterngewimmel der Milchstraße zum Ziel vor. 1. Fehler: ich suche in der falschen Richtung. Der Sucher liefert ein aufrechtes und seitenrichtiges Bild. Mein Hirn versucht hingegen ein auf dem Kopf stehendes und seitenverkehrtes Bild mit der Sternkarte in Übereinstimmung zu bringen. Alle möglichen Sternanhäufungen halte ich dabei für M39. Erst nach einer halben Stunde bemerke ich den Fehler, als ich kurz aufstehen muss, um ... mir die Beine zu vertreten. Die Optik zeigt ja in die völlig falsche Richtung!


Jetzt suche ich auf der richtigen Seite von Deneb und der "erste Wegpunkt" M39 ist schnell erreicht. Dann wird es jedoch schwieriger. Starhopping in der Milchstraße kann schon sehr verwirrend sein. Ich gebe bald schon entnervt auf, weil ich den "Rückweg" nicht mehr finde und wieder zurück zu Deneb muss.

Jetzt richte ich die Kamera auf pi1 Cygni und erhöhe nach jeder Testaufnahme die Deklination um ca. 2°. Bald finde ich einen Sternhaufen. Der Gasnebel IC1396 fehlt jedoch. Nachdem die Testbelichtungszeit von zunächst 30s auf 60s verdoppelt wurde, sieht man auch den sehr schwachen Nebel. Noch etwas Feinjustierung am Bildausschnitt und endlich kann es losgehen: 120 Frames á 60 Sekunden!


Der Rest der Nacht wäre in der Monotonie einer Langzeitbelichtung untergegangen, wenn da nicht die Begegnung mit Eule und Fledermäusen über dem offenen Feld gewesen wäre...


Da war noch mehr Glück im Spiel. Bei Westwind stören keine auf MUC anfliegenden Flugzeuge den Himmel. Durch den lauwarmen Wind konnte zudem auf die Taukappenheizung verzichtet werden. Ich drücke mir die Astrodaumen, dass die nächsten Sessions auch so 'glatt' verlaufen. Im Spätherbst und Winter stehen immerhin M31 Andromeda-Galaxie, M45 Plejaden und Heart&Soul nebst Doppelsternhaufen im Perseus an...

und dann noch die erste Halpha-Schmalbandaufnahme...

Zing • 13. Oktober 2023