SST Feldberg

Immer noch nicht im Schwarzwald!

Die Ideen für Schneeschuhtouren im näheren Gebirge gehen mir so langsam aus. In diesem Winter geht mir sogar der Schnee für Schneeschuhtouren aus. Die Schneehöhenkarte kratzt noch ein paar Zentimeter Schnee im Kaiserwinkel zusammen. Aus dem stillen Kohlental führt mich mein Weg heute auf den Feldberg.

„Wo waren sie denn am Wochenende?“
„Mit Schneeschuhen auf dem Feldberg.“
„Was, im Schwarzwald?“

Tja, die lieben Kollegen. Meine Erklärung, dass der Feldberg sich zwischen Zahmem Kaiser und Wildem Kaiser, gerade in Verlängerung zum Stripsenkopf erhebt, werden die vermutlich schon Minuten später wieder vergessen haben. Fühlt sich manchmal an wie Dienst auf der Gerontologie…

geografische Einordnung:


erreichte Gipfel:

weitere Wegepunkte:

Talort(e):


Schwierigkeiten:

Höhendifferenz Aufstieg/Abstieg:

Distanz:


Zeitbedarf inkl. Pausen:

Kaisergebirge


Feldberg 1.813m

Kohlalm

Kohlental


Wandern: -/-         Klettern UIAA: -/-          Klettersteig: -/-           Schneeschuhe: WT3

1.140m / 1.140m

15,2km


6h30m

Die Sonne scheint bereits auf die Südhänge, als ich nach knapp eineinhalb Stunden die im Schatten gelegene Kohlalm erreiche. Der Weg hierher führt durch Wald. Das ist nicht besonders spannend, aber Schilder mit klugen Sprüchen vertreiben ein wenig die Langeweile und Eintönigkeit.


Da ist z.B. das Chinesische Sprichwort:

„Wenn der Wind der Veränderung weht, dann bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“


Oder ein Gipfelbuchfund vom Schlern:

„Wenn Du heute den Kopf in den Sand steckst, dann knirscht es morgen zwischen den Zähnen.“


Mein persönlicher Favorit bleibt dennoch ein Ausspruch von Alexander von Humboldt:

„Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.“


Also schaue ich mir die Welt lieber an und suche in der gut sichtbaren Spur meinen Weg auf den Feldberg. Bis zum Sattel unter dem Kohllahnerkopf zieht sich der Weg dennoch ein wenig hin. Ganz zuletzt wird es steiler, die Spitzkehren enger. Ich stehe auf dem Sattel und immer noch im Schatten. Immerhin locken die sonnenbeschienenen Gipfel und trieben mich weiter an. Laut Wegweiser soll es noch 50 Minuten bis zum Feldberg dauern.
Es wird sogar eine ganze Stunde dauern. Der Hang wird steiler und überschreiten stellenweise 30° Neigung (WT3). Die Aufstiegsspur ist von Abfahrern verschüttet worden. Wenn man die Spur nicht ganz exakt trifft, dann versinkt man nur wenige Millimeter daneben knietief im waschpulverartigen Schnee. Wenn man Glück hat, schnellt sogar eine Latsche aus dem Schnee hervor und verpasst einem einen Klaps.
 
Ich bin froh, als die Spur endlich nach rechts quert und die Steigung abnimmt. Ein weiter Linksbogen läutet den Schlussspurt zum Gipfel ein. Die Sonne scheint endlich, die Kaisergipfel stehen stolz vor mir und ich bin hier ganz allein. Traumhaft.

Nach ca. einer viertel Stunde entdecke ich Zirren am blauen Himmel über dem Kaiser. Jetzt geht es ganz schnell. Binnen Minuten verdichten sich die zarten Zirruswolken zu einer dichten, hochnebelartigen Bewölkung. Die Kälte dringt mir ins Gebein, die Finger werden kalt, das beste Fotolicht ist auch verschwunden. Es wird Zeit zurückzukehren.

Durch den waschpulverartigen Schnee lässt es sich schnell abrutschen. Danach wird der weite Weg wieder fad. Zum Glück gibt’s die Holzschilder…


„Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen.“ Johann Wolfgang von Goethe


Zing • 12. Februar 2023